Nach ihrem Vormarsch im Norden Malis haben die Tuareg-Rebellen die Region Azawad für unabhängig erklärt. Alle militärischen Aktionen würden eingestellt, sagte der Sprecher der Nationalen Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA), Mossa Ag Attaher, am Freitag dem französischen Sender France 24.
Die MNLA will nach Aussage von Attaher die Grenzen zu den benachbarten Staaten anerkennen. Auch in einer im Internet verbreiteten Erklärung gaben die Tuareg-Rebellen die Unabhängigkeit von Azawad bekannt. Darin hiess es, das Exekutivkomitee der MNLA bitte die internationale Gemeinschaft, ihren Staat unverzüglich anzuerkennen.
Die Bitte stiess zunächst auf Ablehnung. Die Afrikanische Union (AU) wies die Ausrufung der Unabhängigkeit zurück. Diese sei „nichtig und habe keinen Wert“, hiess es in einer Erklärung von AU-Kommissionspräsident Jean Ping.
Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet sagte in Paris, die Unabhängigkeitserklärung habe keine Bedeutung, solange sie nicht von den afrikanischen Staaten anerkannt werde. Ein Sprecher des Aussenministeriums in Paris erklärte, die Erklärung werde als „null und nichtig“ betrachtet.
Breite Ablehnung
Gegenüber der französischen Zeitung „Le Monde“ bekräftigte auch Algeriens Ministerpräsident Ahmed Ouyahia, sein Land werde niemals akzeptieren, dass die territoriale Integrität Malis in Frage gestellt werde.
Eine Sprecherin der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton sagte in Brüssel, die EU habe in der Krise durchgehend deutlich gemacht, dass sie die territoriale Unversehrtheit Malis respektiere.
DEZA stoppt Programme im Norden
Wegen der angespannten Situation in Mali hat die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat ihre Programme im Norden Malis gestoppt. Die humanitären Programme des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) und des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die von der Schweiz unterstützt wurden, mussten angesichts des Vordringens der Tuareg-Rebellen eingestellt werden, wie die DEZA am Donnerstag erklärte.
Die WFP-Depots in Gao, Kidal und Timbuktu, seien geplündert worden. Das UNO-Personal wurde in den Süden Malis evakuiert. Die drei Städte waren binnen Tagen von der Nationalen Befreiungsbewegung der Tuareg (MNLA) und Islamisten überrannt worden.
Die Schweiz ist seit 35 Jahren in Mali präsent. Das Land zählt zu den Schwerpunktländern der Schweizer Entwicklungshilfe. Erst im Februar war das Jahresbudget für die DEZA-Projekte von 15 auf 20 Millionen Franken erhöht worden.