Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan hat das Regime in Damaskus erneut vor Angriffen auf die Türkei gewarnt. „Jederzeit sind wir mit allen unseren Möglichkeiten zum Krieg bereit“, sagte Erdogan am späten Donnerstagabend bei einer Konferenz türkischer Botschafter in Ankara.
Dies berichteten türkische Medien am Freitag. Ankara habe bisher alle Anstrengungen für den Erhalt des Friedens unternommen und werde dies fortsetzen, obwohl die Bemühungen oft der schwerere Weg seien, sagte Erdogan weiter.
Aus Syrien waren in den vergangenen Monaten wiederholt Granaten in der Türkei eingeschlagen. Die türkische Armee reagierte jeweils mit Artilleriefeuer.
Anschlag in Alawiten-Viertel
In der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden in der Nacht auf Freitag bei einem Autobombenanschlag mindestens neun Menschen getötet, wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London unter Berufung auf Rettungsteams vor Ort mitteilte.
Es gebe zahlreiche Schwerverletzte, so dass sich die Zahl der Getöteten erhöhen könnte, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Der Anschlag wurde im Stadtviertel Barse verübt, in dem viele Mitglieder der alawitischen Minderheit wohnen. Zu dieser religiösen Gruppe gehört auch Präsident Assad.
In einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana war von einem „terroristischen Bombenanschlag“ die Rede. Dieser habe einer Tankstelle in der Nähe des Hamisch-Spitals gegolten. Die syrische Staatsführung bezeichnet Rebellen üblicherweise als „Terroristen“.
Libanon fordert Unterstützung bei Flüchtlingshilfe
Libanon hat die Weltgemeinschaft zur Unterstützung bei der Versorgung der Flüchtlinge aus Syrien aufgerufen. Das Kabinett teilte nach einer Sitzung am Donnerstagabend mit, sie wolle die Arabische Liga und internationale Organisationen zu einem Dringlichkeitstreffen auffordern, um ihnen die Lage der Flüchtlinge zu erklären.
Ausserdem wolle sie die Geberländer aufrufen, „Libanon die versprochene Finanzierung zukommen zu lassen“, um die Lasten mit dem Libanon zu teilen, erklärte die Regierung nach der Sitzung. Das Kabinett, in dem Unterstützer und Gegner von Syriens Präsident Baschar al-Assad vertreten sind, ist in der Flüchtlingsfrage gespalten.
Bei der Sitzung lehnten die Minister der Freien Patriotischen Strömung (CPL) des christlichen Politikers Michel Aoun, der mit der syrienfreundlichen Hisbollah verbündet ist, weitere Hilfen für syrische Flüchtlinge ab. Wenn „wir in der Lage sind, hundert Kilogramm auf unseren Schultern zu tragen, wie sollen wir jetzt eine Tonne ertragen?“, sagte Aoun vor der Sitzung.
Schliessung der Grenze diskutiert
Informationsminister Wael Abu Faur sagte später, das Kabinett habe intensiv über eine Schliessung der Grenze zu Syrien diskutiert. Diese Entscheidung sei aber unter anderem aus humanitären Gründen „nicht anwendbar“. Ausserdem würde eine Grenzschliessung den Schmuggel fördern.
Nach Angaben der UNO sind bereits rund 125’000 Syrer nach Libanon geflohen, die Behörden in Beirut sprechen von 200’000 Flüchtlingen. In Syrien kämpfen seit Monaten Assads Soldaten und bewaffnete Aufständische gegeneinander. Im Konflikt kamen nach UNO-Schätzungen über 60’000 Menschen ums Leben.