Die türkische Regierung hat die Deportation von Armeniern vor gut 100 Jahren als «Fehler» und «unmenschlich» bezeichnet. Der türkische Aussenminister Ahmet Davutoglo machte diesen Schritt am Freitag während eines Besuchs in der armenischen Hauptstadt Eriwan.
«Ich denke, diese Welle der Deportationen unter den Jungtürken war absolut ein Fehler. Was sie gemacht haben, war ein Fehler und eine unmenschliche Tat», sagte Davutoglu mit Blick auf die Geschehnisse zur Zeit des Osmanischen Reichs.
Nach einem Treffen mit seinem armenischen Kollegen Eduard Nalbandian sagte Davutoglu, sein Land heisse in keinem Fall Deportationen gut. Er sprach sich für eine Versöhnung der beiden Länder auf der Grundlage einer «gerechten Erinnerung» aus.
Während Armenien und auch auf internationaler Ebene die Deportationen und Massaker an der armenischen Minderheit zwischen 1915 und 1917 als Völkermord der damals regierenden Jungtürken-Bewegung gewertet werden, lehnt die Türkei den Begriff Völkermord für die damaligen Ereignisse bis heute ab.
Abkommen von Zürich
Zwar hat die islamisch-konservative Regierung von Recep Tayyip Erdogan eine versöhnlichere Haltung angenommen als ihre säkular-nationalistischen Vorgänger, doch will auch sie die Tötung von weit über einer Million Armenier nicht als Völkermord sehen. Die Türkei spricht von Kriegswirren, in denen es auf beiden Seiten viele Tote gegeben habe.
Im Jahr 2009 unterzeichneten Ankara und Eriwan in Zürich unter Vermittlung der Schweiz ein Versöhnungsabkommen, doch scheiterte die Annäherung binnen sechs Monaten, wobei beide Seiten einander vorwarfen, neue Forderungen zu stellen.
Weitere Bemühungen zur Normalisierung der Beziehungen liegen seitdem auf Eis. Einer der Stolpersteine ist das zwischen Armenien und dem mit der Türkei verbündeten Aserbaidschan umstrittene Gebiet Berg-Karabach. Die Grenzen zwischen Armenien und der Türkei sind weiterhin geschlossen. Auch unterhalten die zwei Länder keine diplomatischen Beziehungen.