Türkische Grenztruppen haben nach einem Bericht der oppositionsnahen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in der Nacht zum Sonntag mindestens elf Flüchtlinge aus Syrien erschossen. Darunter seien mindestens zwei Frauen und vier Kinder.
Das erklärte die in Grossbritannien ansässige Organisation am Sonntag in einem Bericht, der von Informanten vor Ort bestätigt wurde.
Es handle sich grösstenteils um die Mitglieder einer Familie. Sie hätten versucht, vom Grenzort Chirbet al-Dschus im Nordwesten Syriens in die Türkei zu gelangen. Seit Anfang des Jahres seien fast 60 Zivilisten auf der Flucht aus Syrien von türkischen Grenzwächtern erschossen worden.
Die türkische Armee wies diese Darstellung zurück. Es habe in der Nacht einen Versuch gegeben, die Grenze illegal zu überqueren. «Es wurden aber keine Schüsse direkt auf Menschen abgefeuert.» Es habe lediglich Warnschüsse Richtung einer Gruppe von sieben oder acht Personen gegeben. Diese habe sich dann in die Wälder zurückgezogen.
Die Türkei unterstützt syrische Kämpfer, die Syriens Präsidenten Baschar al-Assad stürzen wollen. Die Grenze zu Syrien hält die Türkei nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) seit August 2015 geschlossen. Syrische Flüchtlinge können deswegen nicht mehr legal ins Nachbarland kommen.
Etwa 2,7 Millionen registrierte syrische Schutzsuchende halten sich bereits in der Türkei auf. Etwa 280’000 leben in Camps.
In türkischen Grenzorten sind mehrfach Raketen aus syrischen Gebieten eingeschlagen, die von der Terrormiliz Islamischer Staat kontrolliert werden. Dabei wurden in den vergangenen Monaten mindestens 20 Menschen getötet.