Die Türkei hat 94 langjährigen einheimischen Journalisten eine Verlängerung ihres Presseausweises verweigert. Die Erneuerung sei von der zuständigen Behörde ohne Begründung abgelehnt worden, berichtete der Sender CNN Türk am Dienstag.
Unter den Betroffenen seien regierungskritische Journalisten wie der Chefredaktor der Zeitung «Zaman», Ekrem Dumanli. Dumanli war im Dezember bei einer Razzia gegen angebliche Anhänger des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen vorübergehend festgenommen worden.
Weitere Betroffene sind nach Angaben von CNN Türk unter anderen der in der Türkei bekannte Journalist und Moderator Cüneyt Özdemir und ein Fotograf der Agentur Reuters Türkei. Özdemir kritisierte die Entscheidung via Twitter und schrieb, noch nie sei der Druck auf Journalisten in der Türkei so offen und durch den Staat ausgeübt worden.
Vor wenigen Wochen hatte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sein Land als einen Hort der Pressefreiheit bezeichnet. «Nirgendwo ist die Presse freier als in der Türkei», sagte Erdogan Ende des vergangenen Jahres in einer Rede bei einer Konferenz in der Hauptstadt Ankara.
Die Türkei hat in Sachen Pressefreiheit einen schlechten Ruf: Das in den USA ansässige internationale Commitee to Protect Journalists listete das Land in den Jahren 2012 und 2013 weltweit an erster Stelle bei Inhaftierungen von Journalisten und damit noch vor Ländern wie Iran und China. In diesem Jahr verbesserte sich das Land auf Rang zehn.