Türkisch-syrisches Grenzgebiet kommt nicht zur Ruhe

Das türkisch-syrische Grenzgebiet kommt nicht zur Ruhe. Die türkischen Streitkräfte nahmen erneut das syrische Grenzgebiet unter Beschuss, nachdem eine Granate auf türkischem Gebiet eingeschlagen war. Das syrische Geschoss war am Sonntag in der Nähe der Grenzstadt Akcakale niedergegangen.

Die Granate kam offenbar aus Syrien: Spuren des Beschusses im türkisch-syrischen Grenzort Akcakale (Bild: sda)

Das türkisch-syrische Grenzgebiet kommt nicht zur Ruhe. Die türkischen Streitkräfte nahmen erneut das syrische Grenzgebiet unter Beschuss, nachdem eine Granate auf türkischem Gebiet eingeschlagen war. Das syrische Geschoss war am Sonntag in der Nähe der Grenzstadt Akcakale niedergegangen.

Bei dem Beschuss wurden laut dem Sender NTV Getreidespeicher mehrere Hundert Meter vom Zentrum Akcakales entfernt beschädigt. Wenig später erwiderte das türkische Militär das Feuer mit mindestens sechs Mörserschüssen, wie der Bürgermeister von Akcakale bestätigte.

Am Mittwoch waren in einem türkischen Grenzdorf beim Einschlag einer aus Syrien abgefeuerten Granate fünf Menschen getötet worden. Daraufhin gab das türkische Parlament am Donnerstag grünes Licht für grenzübergreifende Einsätze. Seit Mittwoch beschoss die türkische Artillerie mehrmals Ziele in Syrien, auch am Samstag.

Das Büro des Gouverneurs der Grenzprovinz Hatay deutete am Samstag an, eine Granate sei versehentlich auf türkischem Gebiet gelandet. Offenbar hätten auf der anderen Seite der Grenze syrische Regierungstruppen auf Rebellen geschossen.

Rebellen festigen Stellung

Am Samstag nahmen Rebellen nach Angaben von Augenzeugen einen strategisch wichtigen syrischen Grenz-Vorposten ein. Auch am Sonntag waren demnach noch Schüsse in dem Gebiet zu hören.

Der katarische Sender Al-Dschasira berichtete am Sonntag auf seiner Internetseite unter Berufung auf Aktivisten, die Rebellen hätten die Ortschaft Chirbat al-Dschos im Nordwesten des Landes erobert.

Bei den Schiessereien kamen laut Syrischer Beobachtungsstelle für Menschenrechte etwa 50 Menschen ums Leben. Unter ihnen seien 40 Regierungssoldaten, berichtete die in London ansässige oppositionelle Gruppe. Seit vier Tagen hätten in der Region schwere Kämpfe getobt, sagte ein Bewohner des türkischen Grenzortes Güvecci.

Die Zahl der Syrien-Flüchtlinge in der Türkei nahm weiter zu. Am Sonntag flohen 412 Syrer vor dem Bürgerkrieg über die Grenze. Unter ihnen seien zwei Generäle der syrischen Armee und zehn Verletzte, meldete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Regierungsoffensive in Aleppo

Unterdessen trieben syrische Regierungstruppen ihre Offensive gegen die Rebellen in der Millionenstadt Aleppo voran. Menschenrechtsaktivisten meldeten mehrere Tote. Im Visier der Soldaten waren demnach auch Ortschaften um die Hauptstadt Damaskus und Dörfer an der Grenze zu Syrien.

Das syrische Staatsfernsehen meldete zudem Gefechte zwischen Soldaten und aus dem Libanon eingedrungenen Bewaffneten. Mehrere der Eindringlinge seien bei den Kämpfen am Samstagabend nahe Homs getötet worden. Die Streitkräfte drängten die beiden Gruppen demnach in den Libanon zurück.

Dringen auf schwere Waffen für Rebellen

Saudi-Arabien und Katar würden die syrischen Rebellen gerne mit schweren Waffen unterstützen, tun dies aber wegen mangelnder Unterstützung der USA nicht. «Wir benötigen zunächst die Rückendeckung der USA, und am besten auch der UNO», sagte Katars Aussen-Staatssekretär Chaled al-Attijah der Onlineausgabe der «New York Times» vom Samstag.

Die USA unterstützen die Rebellen in Syrien logistisch. Die Regierung in Washington fürchtet aber, schwere Waffen könnten dort in die Hände von Terroristen gelangen. Katar und Saudi-Arabien unterstützen die Rebellen laut «New York Times» regelmässig mit Geld und leichten Waffen.

Sorge in den USA wächst

Die USA reagieren auf die Ausweitung des Syrien-Konflikts mit einer Verstärkung ihrer diplomatischen Bemühungen. Washington setze seine verschiedenen Kanäle ein, um seine Befürchtungen zum Ausdruck zu bringen und so das Übergreifen des Bürgerkriegs zu verhindern, erklärte Verteidigungsminister Leon Panetta bei einem Besuch in Peru.

Die Artillerie-Zwischenfälle an der türkischen Grenze in den letzten Tagen hätten die Sorgen verstärkt.

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