Angeheizt durch den Vormarsch der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) in der nordsyrischen Kurdenmetropole Kobane droht der Kurdenkonflikt innerhalb der Türkei zu eskalieren: Die türkische Luftwaffe griff erstmals seit Ausrufung einer Waffenruhe vor anderthalb Jahren Stellungen kurdischer Rebellen im Südosten an.
Das bestätigten Sicherheitskreise der Nachrichtenagentur AFP. F-16-Kampfjets hätten Bomben auf Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) abgeworfen.
Angaben zu Opfern lagen zunächst nicht vor. Türkischen Medienberichten zufolge feuerten auch Militärhelikopter auf mehrere PKK-Einheiten. Aus den Sicherheitsquellen hiess es, zuvor hätten PKK-Rebellen drei Tage lang eine Polizeiwache im Dorf Daglica unweit der irakischen Grenze beschossen.
Die PKK hatte im März 2013 eine Waffenruhe ausgerufen, zudem wurden Friedensverhandlungen mit der Regierung in Ankara gestartet. Der inhaftierte PKK-Führer Abdullah Öcalan hatte unlängst mit einem Abbruch des Friedensprozesses gedroht, sollte das nordsyrische Kobane direkt an der türkischen Grenze vom IS erobert werden. Er gab der Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan bis Mittwoch Zeit, um auf die Kurden zuzugehen.
Dutzende Tote
In den vergangenen Tagen gab es in der Türkei teils gewaltsame Demonstrationen von Kurden, die von Ankara Hilfe für die syrischen Kurden bei der Verteidigung Kobanes verlangen. Dabei wurden dutzende Menschen getötet. Doch weigert sich Ankara bislang auch, trotz massiven internationalen Drucks seine Luftwaffenstützpunkte für Angriffe der internationalen Koalition auf den IS in Syrien zu öffnen.
Seit Wochen bombardiert eine US-geführte Allianz IS-Stellungen, zunächst im Irak, inzwischen aber auch in Syrien. Dennoch eroberten die Extremisten ein Schlüsselgebäude in der Stadtmitte von Kobane und trieben die kurdischen Verteidiger in die Nordhälfte der Stadt, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.
US-Präsident Barack Obama will im Laufe des Tages auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews in der Nähe von Washington mit ranghohen Militärs der 21 Allianz-Länder über den Kampf gegen den IS beraten – zum ersten Mal seit dem Start der Angriffe gegen die Dschihadistengruppe.
Viele Länder schicken ihre Generalstabschefs. Obama bringt seinerseits unter anderem Generalstabschef Martin Dempsey zu dem Treffen mit. Trotz der Luftangriffe konnten die Extremisten auch im Irak bislang nicht erfolgreich bekämpft werden.