Dem bekannten türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say wird im Oktober wegen abfälliger Bemerkungen über den Islam der Prozess gemacht. Das Verfahren beginne am 18. Oktober vor einem Gericht in Istanbul, sagte Says Anwalt, Meltem Akyol, am Freitag.
Dem Musiker drohen 18 Monate Haft. Der preisgekrönte Künstler und EU-Kulturbotschafter hatte mit provokativen Botschaften über den Islam im Kurznachrichtendienst Twitter den Zorn konservativer Kreise in der Türkei auf sich gezogen.
Nach Angaben Akyols können Beleidigungen gegen religiöse Werte in der Türkei mit Haftstrafen geahndet werden. Zwar gilt die Türkei offiziell als säkularer Staat, die Regierungspartei AKP hat aber starke islamische Wurzeln.
Say hatte in einem Interview im April erklärt, er fühle sich von der türkischen Gesellschaft völlig ausgegrenzt, seit er erklärt habe, Atheist zu sein. Die an ihn gerichtete Kritik zeuge von einem zunehmenden Klima der Intoleranz in der Türkei, sagte Say der türkischen Zeitung „Hürriyet“. Er wolle deshalb auswandern.
Unter seinen Kritikern war unter anderem ein AKP-Abgeordneter, der Say einen „Hurensohn“ nannte. Say erklärte, sollte er hinter Gitter kommen, wäre seine Karriere am Ende.