Die türkische Regierung legt im Streit mit Österreich wegen der Forderung von Bundeskanzler Christian Kern nach einem Stopp der EU-Beitrittsverhandlungen nach. Aussenminister Mevlüt Cavusoglu nannte die Aussage Kerns am Freitag hässlich und wies sie energisch zurück.
Österreich sei das Zentrum des «radikalen Rassismus», sagte der Minister dem Sender TGRT Haber. Am Donnerstag hatte Europaminister Omer Celik dem sozialdemokratischen österreichischen Regierungschef schon rechtsextreme Wortwahl vorgehalten.
«Es ist verstörend, dass seine Kommentare ähnlich wie die der Rechtsaussen klingen», sagte er in Anspielung auf die Positionen der rechtspopulistischen FPÖ in Österreich.
Kern hatte im ORF-Fernsehen gesagt, dass die EU-Beitrittsverhandlungen eine «diplomatische Fiktion» seien. Einen türkischen EU-Beitritt werde es auf Jahrzehnte nicht geben. «Wir werden ein alternatives Konzept verlangen», sagte Kern mit Blick auf den informellen EU-Gipfel am 16. September in Bratislava.
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker lehnte die Forderung Kerns ab. «Ich sehe nicht, dass es jetzt von Hilfe wäre, wenn wir einseitig der Türkei bedeuten würden, dass die Verhandlungen zu Ende sind», sagte Juncker in einem ARD-Interview.
Einem Abbruch der Verhandlungen müssten alle Mitgliedstaaten zustimmen. «Und diese Bereitschaft aller Mitgliedstaaten sehe ich im gegebenen Moment nicht.»