Der frühere Putschistenführer und spätere Staatschef Kenan Evren ist am Samstag im Alter von 97 Jahren gestorben. Evren starb im Spital von Ankara, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete.
Im vergangenen Jahr war er wegen des von ihm angeführten Militärputsches im Jahr 1980 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Wegen seines hohen Alters hatte er diese aber nicht antreten müssen; seit 2012 wurde er im Militärspital behandelt.
Unter Evrens Befehl hatte das Militär am 12. September 1980 die Macht an sich gerissen; vorausgegangen waren bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gruppen in der Türkei.
Nach Angaben von Opferverbänden wurden unter der Militärregierung rund 650’000 Menschen verhaftet, rund 250’000 kamen vor Gericht, mehrere hundert Menschen wurden hingerichtet oder starben unter der Folter. Zehntausende wurden ausgebürgert und flohen ins Ausland.
Im Jahr 1982 gab das Militär die Macht wieder ab. Evren selbst war jedoch noch bis 1989 Staatspräsident. Die Strafverfolgung der Putschisten wurde erst durch die Abschaffung einer Immunitätsregelung bei einer Volksabstimmung im Jahr 2010 möglich.
Der Prozess gegen die beiden letzten noch lebenden Anführer des Umsturzes, Evren und Ex-Luftwaffenchef Tahsin Sahinkaya, begann zwei Jahre später. Auch Sahinkaya wurde 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt.