Der Chef der grössten türkischen Oppositionspartei CHP, Kemal Kilicdaroglu, ist wegen Beleidigung von Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Der Chef der säkularen Oppositionspartei muss 10’000 türkische Lira (etwa 3700 Franken) Entschädigung wegen einer Rede im Januar 2013 zahlen.
Das ordnete laut Medienberichten ein Gericht in Ankara am Donnerstag an. Erdogans Anwälte hatten das Zehnfache der Summe gefordert. Kilicdaroglu hatte in der Rede schwere Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen Ministerpräsidenten Erdogan von der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP und sein Kabinett erhoben.
Während der Anwalt des Oppositionschefs von «Fakten im Interesse der Öffentlichkeit» sprach, sahen Erdogans Anwälte darin vulgäre und verletzende Äusserungen. In der Türkei findet am 7. Juni die Parlamentswahl statt. Erdogan hatte im vergangenen Sommer nach zehn Jahren als Regierungschef die Präsidentenwahl gewonnen.
Auf Beleidigung des Staatschefs stehen maximal vier Jahre Haft. Seit 2003 hat Erdogan bereits zahlreiche Prozesse wegen Beleidigung geführt, nicht nur gegen politische Gegner, sondern auch gegen Journalisten, Studenten, Künstler oder einfache Bürger. Auch eine Schönheitskönigin wurde bereits von ihm verklagt.