Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei hat das Bildungsministerium landesweit 15’200 Staatsbedienstete aus seinem Verantwortungsbereich vom Dienst suspendiert. Die Suspendierungen sind Teil der Operationen gegen Anhänger des Predigers Fethullah Gülen.
Gegen die Suspendierten seien Ermittlungen eingeleitet worden, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Sie würden verdächtigt, Verbindungen zur Bewegung Gülens zu haben. Der türkische Hochschulrat forderte laut der Nachrichtenagentur Anadolu zudem die Rektoren aller staatlichen und privaten Universitäten zum Rücktritt auf.
Präsident Recep Tayyip Erdogan sieht in Gülen den Drahtzieher des gescheiterten Putsches vom Wochenende. Er verlangt von den USA die Auslieferung des mit ihm verfeindeten Klerikers.
Der 75-jährige Anführer der einflussreichen Hizmet-Bewegung, der seit 1999 im Exil in den USA lebt, weist jede Verwicklung zurück und deutete an, dass Erdogan selbst den Putsch inszeniert haben könnte. Erdogans Sprecher wies diese Anschuldigungen am Dienstag als «unsinnig» zurück.
24 Sendern wird Lizenz entzogen
Ebenfalls am Dienstag entzog die Telekommunikationsbehörde RTÜK insgesamt 24 Radio- und Fernsehstationen die Sendelizenz. Die Behörde teilte mit, bei den Sendern sei festgestellt worden, dass sie Verbindungen zur Bewegung Gülens hätten. Der Beschluss sei auf einer RTÜK-Sondersitzung in Ankara gefällt worden.
Mehrere Nachrichtenagenturen meldeten am Dienstag weitere Suspendierungen. Laut Anadolu wurden beim Geheimdienst MIT 100 Mitarbeiter suspendiert. DHA meldete, im Amt des Ministerpräsidenten seien 257 Menschen suspendiert worden.
Der Sender CNN Türk berichtete zudem, die Religionsbehörde Diyanet habe 492 Mitarbeiter suspendiert. Insgesamt stieg die Zahl der Suspendierungen aus dem öffentlichen Dienst seit Niederschlagen des Putschversuches auf rund 29’000.
Beim Aufstand von Teilen des Militärs am 15. Juli waren mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Eine Gruppe von Militärs hatte vergeblich versucht, die Macht im Land zu übernehmen. Erdogan geht seither unerbittlich gegen mutmassliche Beteiligte vor.