Mujinga Kambundji und Kariem Hussein erhalten am Samstagmorgen in der Innenstadt von Amsterdam von der Schweizer Anhängerschaft einen freudigen Empfang. Rund 150 Personen applaudieren dem Bronze-Duo.
Die Geschenke der Schweizer Verbandsfunktionäre bestachen mehr durch Symbolkraft als durch materiellen Wert. Mujinga Kambundji erhielt eine rote Tulpenzwiebel überreicht. «Rot steht für unsere Farben, die Zwiebel für das Wachsen, das Emporkommen», sagte Christoph Seiler, der Präsident von Swiss Athletics. Kambundji war diese Saison nicht richtig in Fahrt gekommen und schien nach einem verpatzten Auftritt über 200 m kaum zur Medaille fähig. Am Freitagabend jedoch ging der Knoten im 100-m-Final auf, die überschwängliche Freude war auch noch am Tag danach spürbar.
Kambundji erhält ihre Medaille im Gegensatz zu Hussein erst am Samstagabend überreicht. Das kam der 24-jährigen Bernerin gelegen, denn am Freitagabend traf die Bernerin erst nach Mitternacht im Hotel ein und verzichtete auf eine ausgelassene Feier. Ihre Entourage – unter anderen ihre Eltern sowie zwei ihrer drei Schwestern – stiessen im Zentrum auf die Medaille an. Es ging hoch zu und her, auch weil im gleichen Lokal niederländische Supporter den Sieg von Dafne Schippers begossen. Die Sprint-Queen hatte den 100-m-Lauf überlegen gewonnen.
«Mujinga hat die Medaille verdient», betonte ihre Mutter Ruth. «Sie war schon oft nahe dran. Immer fast, aber nie ganz.» Die Bernerin erinnerte sich an die sportlichen Anfänge ihrer Tochter. Als Mädchen startete Mujinga ohne Training und barfuss beim Plauschwettkampf «Schnällscht Bärner». «Mujinga wurde auf Anhieb Zweite und fand dann mit dem ST Bern einen Verein, bei dem sie immer gerne ins Training ging.»
Kariem Hussein nahm von Christoph Seiler überdimensionierte niederländische Holzzoggeli entgegen – für die sportlich grossen Fussabdrücke, die der Thurgauer hinterlässt. Als erst sechster Schweizer kann er auf zwei EM-Medaillen verweisen. Viktor Röthlin, der dies als zuvor letzter Schweizer 2006 und 2010 im Marathon geschafft hatte, begrüsste den 400-m-Hürdenläufer in den sozialen Medien: «Willkommen im Klub».
Hussein stand unter Druck, von ihm wurde ein Podestplatz erwartet. «Ich freue mich wirklich über Bronze», sagte er, zückte die Bronzemedaille aus seiner Hosentasche und zeigte sie dem Publikum. Am Vorabend hatte er noch zwiespältige Gefühle, denn zu Gold und der erfolgreichen Titelverteidigung hatten bloss 12 Hundertstel gefehlt.
Der angehende Arzt reiste bereits am Samstag wieder in die Schweiz zurück. In der Nacht zuvor feierte er in der Amsterdamer Innenstadt. Nun liegt der Fokus auf Rio. Der Olympia-Final in Brasilien soll die Krönung der Saison werden.