Tummelplatz der Weltverschwörer: «Assassin’s Creed Syndicate» im Test

So wie «FIFA», «Call of Duty» & Co. jedes Jahr eine neue Ausgabe lancieren, hat sich mittlerweile auch die erfolgreiche «Assassin’s Creed»-Reihe zu einer jedes Jahr gemolkenen Cashcow entwickelt. Die Story rund um die bösen Templer, die die Weltherrschaft anstreben und die guten Assassinen, die dies zu verhindern versuchen, ist nun im neusten Teil «Assassin’s […]

In den Zeiten vor Uber ist die Kutsche ein prima Transportmittel.

So wie «FIFA», «Call of Duty» & Co. jedes Jahr eine neue Ausgabe lancieren, hat sich mittlerweile auch die erfolgreiche «Assassin’s Creed»-Reihe zu einer jedes Jahr gemolkenen Cashcow entwickelt. Die Story rund um die bösen Templer, die die Weltherrschaft anstreben und die guten Assassinen, die dies zu verhindern versuchen, ist nun im neusten Teil «Assassin’s Creed Syndicate» im viktorianischen England angelangt.

Die Free-Zwillinge Jacob und Evie gehören der geheimen Assassinen-Bruderschaft an. Nach dem Tod ihres Vaters haben sie es sich zum Ziel gesetzt, die Templer zu besiegen. Kein einfaches Unterfangen, denn der mächtige Templer-Grossmeister Crawford Starrick beherrscht die industriellen und kriminellen Aktivitäten Londons ungehindert. Mit Unterstützung des indischstämmigen Assassinen Henry Green und diverser historischer Berühmtheiten infiltrieren die beiden Zwillinge die Organisation und nähern sich unerbittlich ihrem Ziel Starrick. Doch die Templer sind mächtig und verfügen über Kontakte bis in höchste Regierungskreise.

Die Auftritte historischer Figuren haben sich mittlerweile zu einem festen Bestandteil der Reihe gemausert, und so macht es auch in «Assassin’s Creed Syndicate» grossen Spass, Promi-Spotting zu betreiben. Die Liste der Stars ist denn auch ziemlich beeindruckend: Charles Dickens, Charles Darwin, Alexander Graham Bell, Sir Arthur Conan Doyle, Karl Marx und viele andere haben einen Auftritt. Dass ihre Handlungen und Motivationen dabei meist an den Haaren herbeigezogen sind und kaum der Realität entsprechen, ist Teil des weltverschwörerischen Gedankenguts, das die ganze Spielreihe durchzieht.

Die Geschichtsschreibung nach Art der «Assassin’s Creed»-Macher besagt, dass die ganze Welt von zwei übermächtigen Geheimbünden kontrolliert wird, die wiederum nur Spielbälle der virtuellen Erben einer übermächtigen vorzeitlichen Herrscherrasse sind. Hinzu kommen endzeitliche Prophezeiungen wie diejenige aus dem Maya-Kalender, die den Weltuntergang für 2012 vorhersagte, und unzählige weitere abstruse Verschwörungstheorien.

Möglichkeiten der Hardware ausgenutzt 

Genau in dieser wirren Mischung aus Weltverschwörung und historischen Fakten liegt wohl auch der Erfolg der Reihe. Fast 80 Millionen Exemplare des Spiels wurden bis heute verkauft. Ende 2016 kommt ein Film mit Michael Fassbender und Marion Cotillard in die Kinos. Offensichtlich trifft Ubisoft mit der Serie genau den Zeitgeist und begeistert damit Massen, die sich zuvor kaum mit Verschwörungstheorien beschäftigt haben.

Die Entwicklung der verschiedenen Szenarien über die vergangenen Jahre ist clever. Was auf der letzten Konsolengeneration nicht möglich war, kann mit der aktuellen Hardware problemlos umgesetzt werden. Im ersten Teil waren die Städte zwar auch schon beeindruckend, vergleicht man sie aber mit dem pulsierenden Leben Londons im aktuellen Teil, verblassen sie komplett. 

Die Spielorte sind denn auch ein integraler Teil des Spielerlebnisses. Auch in «Syndicate» spielt die Stadt selbst eine Hauptrolle. Vom Tower of London bis zum Buckingham Palast – sämtliche Gebäude sind höchst detailgetreu umgesetzt und überzeugen durchs Band. Auch atmosphärisch überzeugt das Spiel rundum: Die düsteren Fabrikhallen, die dreckigen Strassen, gebückte und gebeutelte Arbeiter, wohin man blickt – die dunkle Seite der Industrie ist jede Sekunde spürbar.

Der Spieler kontrolliert die Strassengangs

Dieses leicht subversive, klassenkämpferische Gedankengut lässt einen denn auch über einige spielerische Mängel hinwegsehen. Leider verharrt nämlich nicht nur die Handlung in der Vergangenheit, das Gameplay ist ebenfalls etwas in die Jahre gekommen. Zwar gibt es auch in «Syndicate» neue Ideen wie die vom Spieler kontrollierten Strassengangs oder Kutschen als Transportmittel und dergleichen. Im Kern aber ist der Missionsaufbau stets der gleiche: Suche Person X und versuche sie möglichst clever zu eliminieren. Darüber können auch die zahlreichen Nebenmissionen nicht hinwegtäuschen. 

Die Spielreihe benötigt dringend frisches Blut und dürfte sich bei den Mitbewerbern (wie zum Beispiel GTA V) gerne inspirieren lassen. Immerhin wurde endlich der künstliche und immer aufgesetzt wirkende Multiplayer-Modus gestrichen – offensichtlich hat nun auch Ubisoft erkannt, dass Assassinen Einzelkämpfer sind. 

Gegenüber dem Vorgänger «Unity» ist «Syndicate» aber auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht eine deutliche Verbesserung. Gerade die beiden wechselbaren Hauptfiguren sind ein Schritt in die richtige Richtung. Für das wunderschön umgesetzte London und den grundsätzlich ungebrochenen Spielspass gibts einen Spieltrieb-Faktor von 8 von 10 Punkten.

 

Titel: Assassin’s Creed: Syndicate

Plattform: PS4 (getestet), XBOX ONE, PC

PEGI: Ab 18 Jahren

Preis: ca. 79 Franken

Spieler: 1

Das Cover

Das Cover

Nächster Artikel