Tausende Menschen haben sich am Donnerstag in Tunis versammelt, um den fünften Jahrestag der tunesischen Revolution zu feiern. Unter hohem Sicherheitsaufgebot zogen sie entlang der berühmten Bourguiba-Avenue.
Die Strasse war Anfang 2011 der wichtigste Schauplatz für die Proteste gegen den damaligen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali. Der langjährige Machthaber trat am 14. Januar 2011 zurück und floh nach Saudi-Arabien.
Viele Tunesier erleben den Jahrestag nach eigenen Angaben mit gemischten Gefühlen. «Die Revolution hat mir nicht wirklich etwas gebracht», sagte die 40-jährige Latifa der Nachrichtenagentur AFP. «Die Preise sind gestiegen, viele Jugendliche sind noch immer ohne Chancen.»
Sie sei aber trotzdem zu der Feier gekommen, fügte die Näherin hinzu. «Die Revolution hat uns ein bisschen Demokratie gebracht – und das ist wichtig.»
Überwacht wurden die Feiern des Jahrestages von einem massiven Aufgebot an schwerbewaffneten Polizisten. In Tunesien gilt derzeit der Ausnahmezustand.
Ausnahmezustand nach Anschlägen
Er war Ende November verhängt worden, nachdem bei einem Anschlag in der Hauptstadt Tunis zwölf Mitglieder der Präsidentengarde getötet wurden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Bereits im Sommer vergangenen Jahres war in Tunesien vorübergehend der Ausnahmezustand ausgerufen worden, nachdem ein Dschihadist an einem Hotelstrand nahe der Stadt Sousse 38 Menschen erschossen hatte. Seit dem Sturz von Ben Ali verübten in Tunesien mehrfach islamische Fundamentalisten schwere Anschläge.
Bei den wochenlangen Protesten gegen Ben Ali wurden waren vor fünf Jahren mehr als 300 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Von Tunesien breiteten sich die Proteste rasch auf Ägypten, Libyen, Jemen und Syrien aus. Die Volksaufstände, die sich in Libyen und Syrien zu Bürgerkriegen auswuchsen, wurden weltweit als Arabischer Frühling bekannt.