Einen Tag nach Verabschiedung eines vorläufigen Grundgesetzes hat die verfassungsgebende Versammlung in Tunesien am Montagabend den früheren Menschenrechtler Moncef Marzouki zum neuen Staatschef gewählt.
Damit hat das nordafrikanische Land fast genau ein Jahr nach dem Beginn des Aufstands gegen den autokratischen Langzeit-Herrscher Zine al-Abidine Ben Ali seinen ersten demokratisch gewählten Präsidenten.
Marzouki war ein entschiedener Gegner Ben Alis. Für den 66-Jährigen stimmten 153 der 202 an der Abstimmung teilnehmenden Abgeordneten. Drei Abgeordnete stimmten gegen ihn, zwei enthielten sich, und 44 gaben ungültige Stimmzettel ab.
Marzoukis Mitte-Links-Partei CPR (Kongress für die Republik) war bei den ersten freien Wahlen des nordafrikanischen Landes im Oktober die zweitstärkste Kraft hinter der islamistischen Ennahda-Partei, mit der sie sich verbündet hat.
Nach dem Koalitionsabkommen soll Ennahda-Generalsekretär Hammadi Jébali Regierungschef werden. Mustapha Ben Jaâfar von der sozialdemokratischen Partei Ettakatol (FTDL) wurde bereits Chef des Übergangsparlaments.
In Tunesien hatte vor einem Jahr der Arabische Frühling seinen Anfang genommen, der am 14. Januar mit der Vertreibung Ben Alis eine neue Ära einleitete. Bei den wochenlangen Protesten wurden UNO-Angaben zufolge rund 300 Menschen getötet.