EU-Ratspräsident Donald Tusk hat in der Flüchtlingskrise von Deutschland mehr Engagement beim Schutz der EU-Aussengrenzen gefordert. Berlin müsse noch mehr tun, um die gegenwärtige Lage zu bewältigen.
«Führungsverantwortung heisst auch, zusammen mit den anderen Mitgliedstaaten die europäische Aussengrenze zu sichern», sagte Tusk der Zeitung «Welt am Sonntag». Zugleich fand er lobende Worte: Deutschlands Führungsrolle sei «die liberalste und toleranteste in der europäischen Geschichte».
«Ich verstehe, wenn Deutschland aus historischen Gründen Schwierigkeiten damit hat, ein strenges Regime an seinen Grenzen zu errichten», sagte Tusk weiter. «Aber europäische Führungsverantwortung heisst für Deutschland auch, die Aussengrenzen Europas notfalls energisch in einer paneuropäischen Einheit zu kontrollieren.»
Der frühere polnische Ministerpräsident steht dem höchsten Gremium der EU vor. Im Rat treffen die Regierungen der Mitgliedsstaaten gemeinsame Entscheidungen. Die osteuropäischen Staaten, darunter Tusks Heimat Polen, haben Deutschland wiederholt aufgerufen, sich nicht nur auf die Aufnahme von Flüchtlingen zu konzentrieren sondern vor allem auf die Begrenzung des Zustroms an den Aussengrenzen.