Die gestiegenen Chefgehälter haben an der Generalversammlung der UBS für Kritik gesorgt. Dennoch stimmte rund ein Viertel der Aktionäre gegen den Vorschlag der Grossbank zur Umsetzung der Abzockerinitiative. Dies ist erstaunlich.
Zum einen gab es es vor der Abstimmung über die entsprechenden Statutenänderungen keine einzige Wortmeldung. Bei umstrittenen Traktanden wird normalerweise Kritik von Seiten der Aktionäre laut. Zum anderen hatte das UBS-Modell zur Umsetzung der Abzockerinitiative im Vorfeld viel Lob geerntet. Es entspreche Sinn und Geist der Abzockerinitiative, hiess es.
Die UBS wird die Aktionäre ab 2015 jeweils über die Fixlöhne für das Folgejahr und die Boni für das vergangene Jahr abstimmen lassen. Über die variablen Gehaltsbestandteile wird also erst abgestimmt, wenn die Zahlen des Geschäftsjahres vorliegen.
Durch dieses Vorgehen werde sichergestellt, dass die Aktionäre zum Zeitpunkt der Abstimmung wissen, ob der Bonus gerechtfertigt ist oder nicht, urteilte etwa Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz.
Nicht alle Grosskonzerne wählen ein solches Vorgehen: Die Credit Suisse beispielsweise, die am Freitag ihre Generalversammlung durchführt, legt sich nicht eindeutig auf nachträgliche Abstimmungen über die Boni fest. Sie schlägt stattdessen ein sogenannt flexibles Modell vor, bei welchem jeweils der Verwaltungsrat bestimmt, ob die Generalversammlung über die Boni für das kommende oder für das abgelaufene Geschäftsjahr befindet.
26 Prozent der Stimmen gegen UBS-Modell
Obwohl das UBS-Modell zur Umsetzung der Abzockerinitiative Lob erntete, wandten sich mit 26,1 Prozent mehr als ein Viertel der an der GV vertretenen Stimmen gegen die entsprechenden Statutenänderungen. 73,4 Prozent sprachen sich dafür aus.
Aus Finanzkreisen wurde die Vermutung geäussert, dass der hohe Anteil an Nein-Stimmen Ausdruck einer grundsätzlichen Ablehnung der Abzockerinitiative sein könnte. Die UBS hat viele ausländische Aktionäre, für welche die hiesige Diskussion um eine Mässigung bei den Managerlöhnen möglicherweise schwer nachvollziehbar ist.
Kritik an gestiegenen Managerlöhnen
An der Generalversammlung in Basel wurde die Diskussion um die erneut gestiegenen Managerlöhne dagegen intensiv geführt. Mehrere Aktionäre kritisierten die im letzten Jahr gestiegenen Gehälter der UBS-Geschäftsleitung. «Ruhen wir nicht mit unserer Opposition gegenüber überrissenen Entschädigungen», sagte ein Aktionär in Anlehnung an die Parole der UBS.
Im Vorfeld der Generalversammlung hatten verschiedene Aktionärsvertreter empfohlen, den Vergütungsbericht der UBS abzulehnen. So etwa die Anlagestiftung Ethos, der Vermögensverwalter zCapital oder die Aktionärsvereinigung Actares.
«Die Managerlöhne bei der UBS sind immer noch sehr hoch und im letzten Jahr weiter gestiegen», sagte Ethos-Chef Dominique Biedermann im Vorfeld der GV gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
UBS-Chef Sergio Ermotti erhielt für das vergangene Jahr Lohn und Boni im Wert von 10,7 Mio. Fr. und damit rund zwei Millionen mehr als im Vorjahr. Auch der durchschnittliche Lohn pro Konzernleitungsmitglied ist deutlich gestiegen.
«Marktgerecht bezahlen»
«Wer die Besten für dieses Geschäft will, muss sie auch marktgerecht bezahlen», sagte dagegen Verwaltungsratspräsident Weber in seiner Rede vor den Aktionären. Gleichzeitig hielt Weber fest: «Wir wollen in keiner Weise zu den Vergütungssystemen vor der Finanzkrise zurückkehren.» Deshalb seien Obergrenzen eingeführt worden, die es bislang nicht gegeben habe, sagte Weber.
Trotz viel Kritik in den Voten wurde der Vergütungsbericht der UBS deutlich angenommen. Mit 85,9 Prozent der Aktionärsstimmen wurde er durchgewinkt. 11,2 Prozent der Stimmen lehnten den Bericht ab.
Auch alle anderen Anträge wurden angenommen. Der Entlastung der Führungsspitze der UBS stimmten 87,3 Prozent zu. Die Verwaltungsräte wurden allesamt mit grossem Mehr wiedergewählt. Verwaltungsratspräsident Axel Weber erzielte 96,1 Prozent Ja-Stimmen.