UBS-Chef Sergio Ermotti sieht noch viel Arbeit für die Grossbank, um die Aktionäre und die Kunden bei der Stange zu halten. «Wir dürfen stolz auf unsere Arbeit sein», aber «wir dürfen nicht arrogant werden», sagte er.
Die UBS müsse weiterhin daran arbeiten, die Aktionäre und Kunden zufrieden zu stellen, sagte Ermotti in einem Interview in der Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche».
Das Verhältnis der UBS zur Öffentlichkeit ist erschüttert, seit die Nummer eins der Schweizer Banken während der Finanzkrise gerettet werden musste.
«Aber die Bankiers befinden sich ohnehin immer im Konflikt mit der Gesellschaft», sagte Ermotti. Dieser Konflikt liege der Tätigkeit zu Grunde: Weil es um Geld gehe, habe jeder eine Hass-Liebe mit seinem Banker. «Damit kann ich sehr gut leben, aber ich möchte, dass wir für die Qualität unserer Arbeit respektiert werden.»
Er zeigte sich zudem stärker beunruhigt über die zerbrechliche Führung in Europa als über die «vorübergehenden Schwächen» von China. Mittelfristig und trotz der momentanen Schwäche bleibe Asien und China im Speziellen ein sehr interessanter Markt, sagte Ermotti. Er setze immer noch auf Asien. In der Region werde viel Reichtum generiert. Es gebe dort deshalb viele interessante Möglichkeiten für die UBS im Hinblick auf die Vermögensverwaltung.
Zur Abwertung der chinesischen Währung Yuan sagte er, es handle sich mehr um ein Ereignis im Zuge der Konjunkturschwäche als um einen grundlegenden Wandel. Noch sei es aber zu früh, um mögliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft abschätzen zu können.
Fundamentale Veränderungen nötig
Sorgen bereitet dem UBS-Chef vor allem die Lage in Europa: «Das aktuelle System in Europa ist nicht haltbar.» In dem Interview verwies er auf die Griechenland-Krise. Diese zeige, dass die Probleme, mit denen Europa konfrontiert sei, nicht mit den existierenden Strukturen und System gelöst werden könnten.
Obwohl fundamentale Veränderungen in Europa nötig seien, habe heute niemand den Mut, dies auszusprechen. Das politische Risiko sei zu gross für die Politiker, die vom Volk wiedergewählt werden wollten. So gehe die Heuchelei weiter, sagte Ermotti.
Eine reine Währungsunion, ohne politische Befugnis, ohne ökonomische und steuerliche Vision, ohne gemeinsame Aussenpolitik könne die Krisen nicht lösen, führte er aus. Neben Griechenland nannte Ermotti auch die Ukraine und den Flüchtlingsansturm als Beispiele dafür. Er wünsche sich, dass sich Europa mehr vom schweizerischen oder amerikanischen föderalen System inspirieren lasse.