Die Grossbank UBS entrichtet trotz ihres Milliardenverlustes für 2012 Boni von 2,5 Mrd. Franken. Im neuen Vergütungsmodell werden die leistungsabhängigen Lohnbestandteile zwar länger gesperrt und die Bar-Anteile reduziert. Die Limiten bleiben aber weit gefasst.
Das neue Vergütungssystem solle die Interessen des Unternehmens, der Mitarbeitenden und der Aktionäre besser in Einklang bringen, sagte UBS-Chef Sergio Ermotti am Dienstag an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Es sei keine Reaktion auf die anstehende Abstimmung über die „Abzocker-Initiative“.
Die Bankführung nehme aber das Ergebnis der Konsultativabstimmung an der letzten Generalversammlung sehr ernst, als der Vergütungsbericht nach heftiger Kritik von Aktionären noch von 60 Prozent der Stimmen unterstützt worden war.
Mit dem neuen Vergütungsmodell erhalten Topmanager unmittelbar höchstens 1 Mio. Fr. an Bonus in bar entrichtet. Bislang lag diese Limite bei 2 Millionen. Bei Konzernleitungsmitgliedern beträgt der Bar-Anteil maximal 20 Prozent der Boni. 40 Prozent werden in Form von Aktien gutgeschrieben, und zwar gedrittelt nach drei, vier und fünf Jahren.
Die restlichen 40 Prozent werden nach fünf Jahren entrichtet, wenn bis dahin die Kernkapitalquote nach Basel III nicht unter 7 Prozent fällt (2012 betrug die Quote 9,8 Prozent). Auf diesem Instrument erhalten die Manager Zinsen in noch nicht bezifferter Höhe. Ebenso profitieren sie von allfälligen Dividenden auf den gutgeschriebenen UBS-Aktien.
Höchstgrenze für Konzernleitungsmitglieder
Das neue Vergütungsreglement sieht eine Höchstgrenze der Boni für Konzernleitungsmitglieder vor: maximal 2,5 Prozent des bereinigten operativen Ergebnisses sollen in den Topf fliessen.
Für die elf Konzernleitungsmitglieder sind so 2012, gemessen am bereinigten Vorsteuergewinn von 3,0 Mrd. Franken, zusätzlich zu den Grundlöhnen Boni von insgesamt bis zu 75 Mio. Fr. möglich. Damit ist gegenüber dem Vorjahr keine Einschränkung nötig: 2011 waren Grundlöhne von 20 Mio. Fr. und Boni von 55 Mio. Fr. entrichtet worden.
Auf Mehrjahrestief
Weiterhin keine festgeschriebenen Limiten gibt es für die Saläre von weiteren Schlüsselmitarbeitern ausserhalb der Konzernleitung. Wie viel Bonus die Topmanager effektiv für 2012 erhalten, will die UBS am 14. März mit der Vorlage des Geschäftsberichts publizieren; eineinhalb Wochen nach der Abstimmung über die „Abzocker-Initiative“.
Insgesamt lägen die Boni 2012 um 7 Prozent tiefer als im Vorjahr und um 42 Prozent tiefer als 2010, betonte Ermotti. Der Bonus-Pool habe damit den niedrigsten Stand seit Ausbruch der Finanzkrise erreicht.
Libor-Busse vergrössert Verlust
Die 2012 entrichteten Boni sind damit ähnlich hoch wie der Jahresverlust: Am Dienstagmorgen hatte die UBS bekannt gegeben, dass für letztes Jahr ein Minus von 2,511 Mrd. Franken resultierte. Hauptgründe sind Restrukturierungskosten, Abschreiber im verkleinerten Investmentbanking und die Busse wegen des Libor-Skandals.
Allein im vierten Quartal 2012 fuhr die Bank einen Verlust von 1,89 Mrd. Fr. ein. Selbst unter Ausklammerung von Sonderkosten fiel ein Vorsteuerverlust von 1,2 Mrd. Fr. an, wie die UBS am Dienstag mitteilte. Für das Gesamtjahr liegt der bereinigte Vorsteuergewinn mit 3,0 Mrd. Fr. am oberen Ende der UBS-Prognose.
Die Grossbank hatte im Dezember bekannt gegeben, wegen Manipulationen des Referenzzinssatzes Libor rund 1,4 Mrd. Fr. an mehrere Finanzaufsichtsbehörden zahlen zu müssen. Zudem bildete sie wegen Klagen im Geschäft mit hypothekarisch besicherten Wertpapieren (RMBS) Rückstellungen und auch die Neubewertung von Schulden erhöhte die Kosten.
Neue Kunden gewonnen
Für das Gesamtjahr weist die UBS dank eines guten ersten Semesters einen bereinigten Vorsteuergewinn von 3,0 Mrd. Fr. aus. Finanzchef Tom Naratil erklärte in einer Telefonkonferenz, trotz des schwierigen Umfelds habe die UBS bedeutende Fortschritte erzielt.
So profitierte die Bank vom Zulauf von Kunden: Die Neugelder in der Vermögensverwaltung nahmen netto um 11,3 Mrd. Fr. auf 46,9 Mrd. Fr. im Gesamtjahr zu. Insgesamt stiegen die verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr von 2088 Mrd. auf 2230 Mrd. Franken.