Die Investmentbank ist für die UBS nach Ansicht des Spartenleiters Andrea Orcel auch im schlimmsten Fall keine Existenzbedrohung mehr. Ein Verlust von 50 Milliarden Franken wie während der Finanzkrise sei heute unmöglich.
«Wenn der schlimmste Fall eintritt, müssen wir ihn uns leisten können. Das können wir heute. Der Steuerzahler darf niemals wieder für uns zahlen müssen», sagte Orcel in einem heute veröffentlichten Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz».
Nachdem die UBS 2008 von Eidgenossenschaft und Nationalbank hatte gerettet werden müssen, seien die Risiken deutlich verkleinert worden: «Wir haben unsere Bilanzsumme so stark reduziert wie keine andere Investmentbank. Wir arbeiten heute mit Aktiven von weniger als 200 Milliarden Franken», erklärte Orcel.
Die Grösse sei nicht zentral. «Für mich ist die Risiko-adjustierte Rendite auf das eingesetzte Kapital wichtig», sagte der oberste Investmentbanker der UBS.
Grosse Verluste «sehr viel unwahrscheinlicher»
Die Sparte sei heute so strukturiert, dass grosse operative Verluste sehr viel unwahrscheinlicher seien, versicherte Orcel. Sie mache auch keine Eigengeschäfte mehr: «Wir halten Positionen nur, um das Kundengeschäft zu unterstützten, und nicht, um damit Geld zu verdienen.»
Zum umstrittenen Fixed-Income-Geschäft, also dem Handel mit Obligationen und anderen festverzinslichen Produkten, räumte Orcel ein, dass es innerhalb der UBS Leute gegeben habe, die einen Totalausstieg unterstützten.
Stattdessen wurde das Geschäft fokussiert und Orcel sieht wieder Wachstumsmöglichkeiten, weil die Regulatoren den Markt transparenter machen wollten. Auch im Geschäft mit Firmenfusionen und Übernahmen (M&A) sei die UBS-Investmentbank noch nicht, wo sie sein wolle. Zudem solle die Abhängigkeit vom Aktiengeschäft längerfristig reduziert werden.
Wieder «wettbewerbsfähige Löhne»
Bei der Vergütung sei die UBS «so drakonisch vorgegangen» wie keine andere Investmentbank. «Als ich anfing, lag unser Lohnniveau ein Viertel unter den Wettbewerbern. Heute gilt: Wer bei uns Leistung bringt, wird wettbewerbsfähig bezahlt. Wer schlecht arbeitet, bekommt bei uns viel weniger. Wir sind auch gegen Garantien.»
Orcel selber war 2013 mit einer Vergütung von 11,4 Mio. Fr. bestbezahlter Mitarbeiter der UBS, noch vor Konzernchef Sergio Ermotti mit 10,7 Millionen.