Die UBS rechnet damit, das Problem unversteuerter Gelder deutscher Kunden schon bald aus der Welt zu haben. Verwaltungsratspräsident Axel Weber sagt: «Unsere Erwartung ist, dass bis Ende 2014 alle betroffenen UBS-Kunden in Deutschland den Nachweis der Steuerkonformität geführt haben.»
Der Verwaltungsratspräsident der UBS hat deutliche Worte gefunden. Im Interview mit der deutschen «Börsen-Zeitung» sagte Axel Weber, dass die Probleme der Grossbank mit unversteuerten Geldern deutscher Kunden bis Ende 2014 gelöst seien. Die UBS ist laut Weber bereits seit Jahren darum bemüht, keine unversteuerten Gelder mehr zu verwalten. «Seit 2009 motivieren wir unsere Kunden, die Selbstdeklaration einzuleiten», betonte er.
Für den Schweizer Finanzplatz als Ganzes brauche es aber eine politische Lösung. Er hob in diesem Zusammenhang den Vorschlag der Expertengruppe unter der Leitung des ehemaligen Seco-Chefökonomen Aymo Brunetti hervor. In ihrem Mitte Juni veröffentlichten Bericht schlägt die Gruppe vor, dass die Schweiz Verhandlungen mit der EU über den automatischen Informationsaustausch unter der Bedingung aufnimmt, dass der Marktzugang für Schweizer Vermögensverwalter in der EU gewährleistet wird.
«Wenn sich die Schweiz schon selber EU-Regeln freiwillig anschliesst, ohne selber EU-Mitglied zu sein, dann muss natürlich auch der uneingeschränkte Marktzugang für Finanzdienstleistungen einer der Anreize sein, welche der Schweiz dafür gewährt werden», erklärte Weber. Als Vergleich zog er das Schengen-Abkommen heran: Als die Schweiz dieses unterzeichnete, habe sie im Gegenzug ja auch die uneingeschränkte Reisefreiheit für ihre Bürger erhalten. «Genau dasselbe muss auch bei den Finanzdienstleistungen geschehen», forderte er.
Altlasten schnell bereinigen
Die UBS ist aus Sicht ihres Verwaltungsratspräsidenten auf gutem Weg, ihre Altlasten zu bereinigen. Er warnte die Konkurrenten davor, ihre Probleme auf die lange Bank zu schieben. «Tatsache ist, dass der Preis für aussergerichtliche Vergleiche über Angelegenheiten, welche viele Finanzinstitute betreffen, nach aller Erfahrung mit jedem neuen Vergleich eher teurer wird», sagte Weber. «Dafür gibt es zahlreiche Beispiele.» Er mahnte weiter, ohne auf konkrete Fälle, etwa den Steuerstreit mit den USA, Bezug zu nehmen: «Zu hoffen, dass die Zeit allein die Wunden heilt, ist ein vollkommener Fehlglaube.»
Auf Kurs sieht Weber seine Bank auch beim Umbau des Konzerns. Die UBS will in Zukunft stärker auf die Vermögensverwaltung fokussieren und das Investment Banking deutlich verkleinern. In diesem Prozess sei das Institut auf dem richtigen Weg, sagte der 56-jährige Deutsche. «Früher absorbierte die Investment Bank zwei Drittel unseres gesamten Eigenkapitals, um damit im Mittel etwa ein Drittel des Konzerngewinns zu erwirtschaften. Jetzt erhält die Investment Bank noch etwa ein Drittel des Kapitals, und damit muss sie zwanzig bis dreissig Prozent des Gewinns einbringen.»
«Fehlgeleitete Geldpolitik»
Wie schnell die neue Strategie umgesetzt werden kann, hängt laut Weber auch von der Entwicklung des Marktumfelds ab. Diesbezüglich zeigte er sich wenig optimistisch. Er warnte davor, die zuletzt guten Wirtschaftsdaten aus der Eurozone als Zeichen zu interpretieren, dass sich die Wirtschaft im europäischen Währungsraum nun schnell erholen wird. «Die Eurozone hat ihre Probleme noch lange nicht überwunden, und Strukturreformen zur Förderung des Wachstums bleiben dringend nötig.»
Kritisch äusserte sich der ehemalige Chef der deutschen Bundesbank zur Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB). «Die Nivellierung von Zinsunterschieden zwischen Mitgliedstaaten, etwa durch gezielte Ankäufe von Staatsanleihen, halte ich für eine fehlgeleitete Geldpolitik.»