Die Grossbank UBS sagt der Eurozone eine schleppende Wirtschaftsentwicklung voraus. Im ungünstigen Fall stürze sie sogar nach 2009 und 2012 in eine dritte Rezession. Darunter leide auch die Schweizer Wirtschaft.
Der Einkaufsmanager-Index verheisst Europa nichts gutes. Seit Mitte Jahr zeigt dieser konjunkturelle Frühwarnsystem, das sich als zuverlässig erwiesen hat, für die Eurozone steil nach unten. Entsprechend gedämpft fallen die Wirtschaftsprognosen der UBS für die Eurozone aus.
«Wir gehen von einem unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum in Europa aus», sagte UBS-Chefökonom Daniel Kalt am Montag in Zürich an einem Mediengespräch. Das sei aber lediglich das Hauptszenario. Fast genau so wahrscheinlich sei, dass die Eurozone in eine weitere Wirtschaftskrise rutsche. «Der Eurozone droht ein ‚Tripel-Dip‘, ein dritter Rückfall in die Rezession», sagte Kalt.
Zögerliche Reaktion in Europa auf die Krise
Gründe für diesen möglichen ‚Tripel-Dip‘ gebe es viele. So habe die Ukraine-Krise die Nachfrage aus Russland gedämpft. Dazu komme die nach wie vor nicht abgetragene Staatsverschuldung in Europa. Im Vergleich zu den USA habe aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) viel zu spät und viel zu zögerlich reagiert.
Die Folge sei eine gedrückte Geschäftsstimmung in Europa. Das Geld für Unternehmenskredite sei zwar da. «Doch die Unternehmen sehen offenbar keine Wachstumsmöglichkeiten und investieren darum nicht.»
Obwohl das billige Geld bis jetzt nicht die gewünschte Wirkung zeigt, geht Kalt davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi weitere Massnahmen ergreifen wird. Denn es gelte mit allen Mitteln eine Deflation – ein konjunkturschädlicher Preisverfall – zu vermeiden.
UBS korrigiert Wachstumsprognosen
Wenn es Europa wirtschaftlich nicht gut geht, dann hat auch die Schweizer Wirtschaft ein Problem. Die UBS hat unter anderem aufgrund dieser negativen Entwicklung in der Eurozone die Prognosen für das Schweizer Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr auf 1,4 Prozent gesenkt. Zuletzt war sie von 1,6 Prozent ausgegangen.
Die tiefen Zinsen und die starke Einwanderung würden voraussichtlich die Schweizer Wirtschaft bis Ende 2015 zwar noch stützen, erklärte die Grossbank. Gleichzeitig dürfte jedoch die zunehmende wirtschaftspolitische Unsicherheit die Investitionstätigkeit dämpfen.
Für das laufende Jahr ist die UBS etwas optimistischer als noch vor zwei Monaten. 2014 rechnet sie neu mit einem Wachstum von 1,6 Prozent, nachdem sie die Prognose im vergangenen September markant von 2,1 auf 1,3 Prozent gesenkt hat.
Zur Begründung dieser Erhöhung verweist die UBS jedoch nicht auf wirtschaftliche Veränderungen, sondern auf die Revision der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die zu einer Erhöhung der ausgewiesenen Wirtschaftsleistung geführt hat.