30 Monate Haft, dann 104 Millionen Dollar Belohnung – nach Ablauf der Bewährungsfrist ist der amerikanische UBS-Banker, der den Steuerstreit ins Rollen brachte, nun wieder ganz frei. Reiseziel: Europa.
Für den UBS-Whistleblower Bradley Birkenfeld lief am Samstag die Bewährungsfrist ab. Der ehemalige UBS-Banker, der den Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA ins Rollen brachte, darf nun wieder frei reisen.
Birkenfeld war im Streit zwischen der US-Justiz und der Grossbank eine zwiespältige Schlüsselfigur: Zwar brauchte das US-Justizministerium seine Informationen, um aufzuzeigen, wie die Bank amerikanischen Kunden half, Gelder vor dem Fiskus zu verstecken.
Gleichzeitig wiesen die US-Ermittler Birkenfeld aber auch nach, dass er vor seinem Gang zu den US-Behörden versucht hatte, sich und seine Schäfchen in Liechtenstein ins Trockene zu bringen. Dafür wurde er 2009 relativ hart bestraft: 40 Monate Haft sprach der Richter, plus drei Jahre Bewährung.
Der amerikanische Held
Nach guter Führung kam Birkenfeld im November 2012 frei und nahm eine Rekordbelohnung für seine Whistleblower-Dienste entgegen: 104 Millionen Dollar sprachen ihm die Behörden zu.
Seither lässt sich der 50-jährige Ex-Banker gerne als amerikanischer Held feiern: Milliarden an zusätzlichen Steuergeldern seien dank ihm in die US-Kassen geflossen, erzählte er kürzlich dem US-Fernsehsender ABC. Die UBS sei mit ihrer glimpflich weg gekommen.
Zigarren rauchend präsentierte sich Birkenfeld im TV-Beitrag als Lebemann und Gönner: Er spendete Fahrräder für die Polizei von Boston nach den Anschlägen auf den Marathon und setzte sich für behinderte Kinder ein. Von seiner Belohnung habe er über 30 Prozent korrekt versteuert, beteuerte er.
Entspanntes Leben an einem malerischen Ort
Auf dem Internetportal «LinkedIn» schreibt Birkenfeld über sich selber: «Im Alleingang habe ich den grössten Steuerbetrug in der Geschichte der USA aufgedeckt.» Nun sei er «völlig entspannt im Ruhestand in einem malerischen Ort an der US-Ostküste».
Ganz frei von den Fesseln der US-Justiz war der ehemalige Banker bis heute Samstag aber nicht: Drei Jahre hatte er sich in den USA als rechtschaffener Bürger zu bewähren. Sein Antrag, die Bewährungszeit schon vor einem Jahr zu beenden, wurde abgelehnt: Man hatte den schwergewichtigen Banker mit Alkohol am Steuer erwischt.
Laut dem im Februar eingereichten Antrag von Birkenfelds Anwalt will sein Klient nach Ablauf der Bewährungsfrist nach Europa reisen, «um sein Leben wieder aufzubauen und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden». Ob Birkenfeld plant, sich in der Schweiz niederzulassen, schreibt der Anwalt nicht. Er erwähnt einzig Europa.
Als Zeuge tritt der Ex-Banker auch in Frankreichs Ermittlungen gegen Steuerbetrug auf. Der US-Richter erlaubte Birkenfeld schon während der Bewährungszeit zwei Reisen nach Paris, damit dieser in den Zeugenstand gegen französische Steuersünder treten konnte.