Zehntausende Menschen – 150’000 laut den Organisatoren – haben am Samstag in Rom gegen den Spar- und Reformkurs von Regierungschef Mario Monti demonstriert. Aufgerufen zu dem «No Monti Day» hatten 26 linksorientierte Parteien und kapitalismuskritische Bewegungen.
Die nationale Kundgebung stand unter dem Motto „Vereint mit einem rebellierenden Europa – jagen wir die Regierung Monti davon“. Sie richtete sich nicht nur gegen die wirtschaftspolitische Strategie der Regierung Monti, sondern auch gegen die EU-Politik. Hunderte Busse und Dutzende Sonderzüge brachten Demonstranten aus allen Teilen Italiens nach Rom.
An der Demonstration beteiligten sich unter anderem tausende Schüler, Universitätsstudenten, Pensionisten und Umweltaktivisten. Die Demonstranten defilierten von der zentralen Piazza della Repubblica bis zur Lateranbasilika, wo mehrere Politiker und Gewerkschafter ihre Ansprachen hielten.
„Schluss mit Arbeitslosigkeit und Sparpolitik!“ war auf dem Plakat einiger Demonstranten zu lesen. Jugendliche warfen Molotowcocktails und Eier gegen die Filialen mehrerer Banken und liessen Knallkörper explodieren.
Der Gründer der altkommunistischen Partei „Rifondazione Comunista“, Fausto Bertinotti, plädierte für einen „europäische Generalstreik“ aus Protest gegen das „soziale, wirtschaftliche und soziale Desaster“ in Europa.
Die Linke neu aufbauen
Er klagte, dass das Fachleutekabinett um Monti auf undemokratische Weise die Führung des Landes übernommen habe, da es nicht von den Italienern gewählt worden sei. In dieser schwierigen politischen Phase habe sich die traditionelle Linke aufgelöst. „Wir müssen die Linke neu aufbauen“, erklärte Bertinotti.
Vor der Grosskundgebung hatte am Vormittag eine weitere Kundgebung gegen die von der Regierung Monti beschlossenen Einsparungen im Gesundheitswesen stattgefunden. Daran beteiligten sich tausende Ärzte, Krankenpfleger und Angestellte des Gesundheitssystems. Sie warnten vor dem Abbau des Wohlfahrtsstaates unter dem Druck der drakonischen Sparmassnahmen.
Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden zur Vorbeugung von Ausschreitungen ergriffen. Mehrere Geschäfte blieben aus Angst vor Verwüstungen geschlossen. Hunderte Polizisten und Carabinieri sorgten für einen friedlichen Verlauf der Demonstration.
Die Sicherheitskräfte wollten Krawalle wie jene bei einer ähnlichen Demonstration vor einem Jahr verhindern, bei der es zu Strassenkämpfen und schweren Vandalenakten mit Verletzten gekommen war.
Vermummte Mitglieder anarchistischer Bewegungen hatten damals Bankenfilialen, Arbeitsämter, Tankstellen und den Sitz des Steueramts beschädigt. Anarchisten hatten zudem Sicherheitskräfte und Carabinieri mit Steinen und Molotowcocktails angegriffen.