Über 40 Kinder sterben bei Kollision von Zug und Bus in Ägypten

Beim Zusammenstoss eines Schulbusses mit einem Zug sind an einem Bahnübergang im Süden Ägyptens mindestens 50 Menschen getötet worden, darunter mehr als 40 Kinder. Die Schranke war offenbar nicht geschlossen. Der Schrankenwärter soll geschlafen haben.

Nach dem verheerenden Busunglück in Ägypten sucht ein Mann in den verstreuten Schulsachen nach Hinweisen auf seine Kinder (Bild: sda)

Beim Zusammenstoss eines Schulbusses mit einem Zug sind an einem Bahnübergang im Süden Ägyptens mindestens 50 Menschen getötet worden, darunter mehr als 40 Kinder. Die Schranke war offenbar nicht geschlossen. Der Schrankenwärter soll geschlafen haben.

„Die Kinder erzählten uns, dass der Bahnübergang offen gewesen sei, als der Bus von dem Zug getroffen wurde“, sagte ein Arzt. Das bestätigte auch der Gouverneur der Provinz Assiut, Jahja Keschk, dem amtlichen Fernsehen: „Der Schrankenwärter hat geschlafen, er wurde festgenommen.“

Das Unglück ereignete sich am Samstagmorgen in der Stadt Manfalut, rund 350 Kilometer von Kairo entfernt. Das Staatsfernsehen berichtete unter Berufung auf das Transportministerium, dass der Busfahrer wohl versucht habe, die Gleise noch in letzter Sekunde zu überqueren.

Er und zwei Busbegleiter wurden bei dem Unfall ebenfalls getötet, hiess es. Über die Anzahl der Verletzten gab es zunächst unterschiedliche Angaben. Sie schwankten zwischen 15 und 28.

Minister bietet Rücktritt an

Im Bus sassen rund 60 Kinder. Die Opfer sollen vier bis acht Jahre alt gewesen sein. Ein Augenzeuge erklärte, der Zug habe den Bus fast einen Kilometer weiter über die Schienen geschoben. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP berichtete, viele menschliche Überreste seien nicht zu identifizieren.

Eltern von Vermissten suchten nach Hinweisen auf ihre Kinder. Entlang der Strecke lagen Bücher, Schultaschen und Kleidungsstücke verstreut. Nahe der Unglücksstelle kam es nach Polizeiangaben zu wütenden Protesten von Eltern, die die Todesstrafe für die Verantwortlichen forderten. Ein Fernsehkorrespondent sprach von „erschreckenden“ Szenen.

Als Reaktion auf den Unfall reichte der Transportminister Mohammed Raschad al-Matini seinen Rücktritt ein. Präsident Mohammed Mursi liess über seinen Sprecher erklären, dass eine Untersuchung eingeleitet worden sei, um die Verantwortlichen für das „tragische Unglück“ zu finden.

Immer wieder schwere Unfälle

Ungesicherte und völlig veraltete Bahnanlagen führen in Ägypten immer wieder zu schweren Unfällen. Die Signalvorrichtungen sind zum Teil noch handbetrieben, Schranken an den Übergängen gibt es kaum. Meist sind Nachlässigkeit und menschliches Versagen die Unfallursachen. Das gilt auch für Busunglücke, die sich oftmals auch wegen waghalsiger Manöver der Fahrer ereignen.

Das schlimmste Unglück in Ägyptens Bahngeschichte ereignete sich im Jahr 2002. Damals verbrannten in einem völlig überfüllten „Arme-Leute-Zug“ südlich von Kairo 361 Menschen in den Waggons, weil die Fenster vergittert waren.

2006 kamen 58 Menschen beim Zusammenprall zweier Regionalzüge ums Leben. 2008 starben mindestens 37 Menschen bei einem schweren Zugunglück an der ägyptischen Mittelmeerküste. Der Zug war damals ebenfalls mit einem Bus sowie mit einem Lastwagen und mehreren Autos zusammengestossen.

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