Angesichts des fortdauernden Monsun-Regens ist auf den Philippinen kein baldiges Ende der Überschwemmungen in Sicht. Mehr als die Hälfte der Fläche der Hauptstadt Manila stand am Mittwoch nach Behördenangaben unter Wasser.
In der gesamten Region waren mehr als eine Million Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Nach offiziellen Angaben kamen bisher mindestens 20 Menschen durch das Unwetter ums Leben.
„In einigen Gebieten sind die Strassen wie Flüsse“, sagte der Leiter des philippinischen Zivilschutzes, Benito Ramos, nach einem Rundflug über Manila. Die Menschen müssten Boote benutzen.
Nach Angaben des Wetterdienstes fielen binnen 48 Stunden mehr als 70 Zentimeter Regen – so viel, wie in einem durchschnittlichen August im ganzen Monat. Für die Nacht zum Donnerstag wurde mit weiterem Niederschlag gerechnet.
Unter den 20 Toten seien auch neun Mitglieder einer Familie, die bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen seien, teilte das Katastrophenschutzamt mit. Seit der Taifun „Saola“ Ende Juli schwere Regenfälle ausgelöst hatte, gab es damit in dem südostasiatischen Land bereits mehr als 70 Unwettertote.
An die Arbeit
In Manila und Umgebung waren nach Angaben des Katastrophenschutzes insgesamt 1,23 Millionen Menschen von den Überschwemmungen betroffen. Rund 850’000 Bewohner flohen demnach aus ihren Häusern. Von ihnen wurden 250’000 in Schulen, Turnhallen und anderen Gebäuden untergebracht, die anderen fanden Zuflucht bei Freunden oder Verwandten.
Trotz der chaotischen Zustände ordneten die Behörden an, dass die Beamten und Angestellten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren sollten. Am Dienstag waren die Büros geschlossen geblieben.
Bei einer vom Fernsehen übertragenen Krisensitzung sagte ein Beamter von Präsident Benigno Aquino, das grösste Problem bei den Rettungsarbeiten sei der Mangel an Freiwilligen, die bei der Verteilung von Lebensmitteln, Wasser und Notfall-Ausrüstung helfen könnten.
Arme und Reiche betroffen
Vor allem die Armenviertel der 15-Millionen-Einwohner-Stadt Manila waren von den Überschwemmungen betroffen. Millionen Menschen haben ihre Behausungen entlang von Flüssen oder Kanälen errichtet oder am sumpfigen Ufer eines grossen Sees.
Aber auch Nobelgegenden wurden überschwemmt, etwa das an einem Fluss gelegene umzäunte Viertel Provident, in dem die Erdgeschosse der rund 2000 Wohnhäuser unter Wasser standen.
Rettungskräfte fuhren mit Schlauchbooten zwischen im Wasser stehenden Luxusautos umher und holten Bewohner von Hausdächern, für viele der letzte Zufluchtsort.
Im Slum Santo Domingo berichtete die Bewohnerin Anita Alterano, sie und ihre Familie hätten auf einem Hausdach vergeblich auf Hilfe gewartet. „Wir haben uns dann mit einem Seil aneinander gebunden und sind von Dach zu Dach gestiegen, bis wir eine Schule erreichten“, sagte die dreifache Mutter. Dort gebe es aber weder Wasser noch Nahrung.
Die Philippinen erleben jedes Jahr etwa 20 heftige Stürme oder Taifune. Die aktuellen Überschwemmungen in Manila sind die schwersten seit 2009, als 460 Einwohner durch den Taifun „Ketsana“ ums Leben kamen.