Die 155 Überlebenden der Flüchtlingstragödie vor der Insel Lampedusa am Donnerstag sollen in Rom untergebracht werden. Dies sagte der römische Bürgermeister, Ignazio Marino, bei einer Gedenkwache zu Ehren der Toten des Unglücks vor dem Rathaus in Rom.
«Die 155 Überlebenden werden in Rom aufgenommen. Das ist ein erstes Signal der Revolte gegen Gleichgültigkeit und Resignation», betonte der Bürgermeister von Rom, Ignazio Marino, bei einer Gedenkwache zu Ehren der Toten des Unglücks vor dem Rathaus in Rom. Die Überlebenden sollen in Strukturen der Gemeinden für Flüchtlinge untergebracht werden.
Inzwischen konnte die Suchaktion nach weiteren Leichen im Wrack des vor Lampedusa gekenterten Flüchtlingsbootes wegen der schlechten Wetterlage nicht fortgesetzt werden. Starker Schirokkowind machte den Tauchermannschaften zu schaffen.
Seit Donnerstagabend wurden keine Leichen mehr geborgen. Bisher wurden 111 Tote gezählt, doch bis zu hundert Leichen könnten sich noch im Wrack befinden. Befürchtet wird, dass die Zahl der Toten sogar auf 300 steigen könnte.
Am Freitagabend hatten auf Lampedusa eine bewegende Messe und ein Fackelzug mit einigen tausend Menschen zu Ehren der Toten stattgefunden. Fischer Lampedusas fuhren am Samstagmorgen mit ihren Boot zum Ort, wo das Wrack gesunken ist, und warfen Blumenkränze ins Meer.
Streit um Einwanderungsgesetz
Inzwischen tobt in Italien ein heftiger Streit um das italienische Einwanderungsgesetz. Die Präsidentin der Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, meinte, man müsse Italiens gesamte Migrationspolitik überdenken und verstärkt auf Solidarität und Integration setzen.
Die ausländerfeindliche Oppositionspartei Lega Nord stemmt sich gegen eine Revision des geltenden Migrationsgesetzes, das illegale Einwanderung mit Haft bestraft. Das Gesetz war vom Gründer der Lega Nord, Umberto Bossi, mit dem Ex-Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, entworfen worden.