Übernahme von TNT durch UPS ist geplatzt

Eine der grössten Übernahmen in der Geschichte der Logistik-Branche ist geplatzt: Der US-Paketzusteller UPS will seine 5,2 Mrd. Euro schwere Offerte für den niederländischen Konkurrenten TNT Express zurückziehen. Hintergrund sind nach einer Mitteilung des US-Riesen wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission.

UPS wurde der Zugriff auf TNT verwehrt (Bild: sda)

Eine der grössten Übernahmen in der Geschichte der Logistik-Branche ist geplatzt: Der US-Paketzusteller UPS will seine 5,2 Mrd. Euro schwere Offerte für den niederländischen Konkurrenten TNT Express zurückziehen. Hintergrund sind nach einer Mitteilung des US-Riesen wettbewerbsrechtliche Bedenken der EU-Kommission.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter wollten der Übernahme einen Riegel vorschieben. Der Übernahmeantrag liegt der EU seit März 2012 vor. Im Herbst war bereits durchgesickert, dass die EU-Kommission ernsthafte Bedenken gegen das Vorhaben hegt. UPS wollte die Firma für 5,2 Mrd. Euro übernehmen. UPS-Chef Scott Davis äusserte sich enttäuscht über das Scheitern.

Die EU-Kommission habe den beteiligten Firmen mitgeteilt, sie bereite ein Verbot der Fusion vor, teilte UPS am Montag mit. UPS muss TNT nun für das Aus entschädigen: Der weltgrösste Paketdienst werde TNT Express für den Abbruch der Transaktion eine Gebühr von 200 Mio. Euro zahlen, hiess es weiter.

UPS hatte sich bei der Ankündigung der Übernahme zuversichtlich gezeigt, dass die Transaktion nicht am Widerstand der Wettbewerbshüter scheitern werde. Noch im dritten Quartal 2012, hiess es damals, werde die Milliarden-Übernahme abgeschlossen. Entstehen sollte ein weltweit agierender Gigant mit einem Umsatz von über 45 Mrd. Euro.

Knapp 400’000 Menschen beschäftigt der US-Konzern weltweit, bei TNT sind es rund 77’000 Personen. „Wir schmieden einen Weltmarktführer“, kündigte UPS-Finanzchef Kurt Kuehn damals an. Nun steht der US-Riese vor einem Scherbenhaufen.

UPS und TNT Express enttäuscht

„Wir sind angesichts der Position der EU-Kommission ausserordentlich enttäuscht“, erklärte UPS-Chef Scott Davis. UPS habe den Brüsseler Wettbewerbshütern erhebliche Zugeständnisse angeboten, um ihre Bedenken auszuräumen.

UPS werde sich genauer erklären, wenn die EU-Kommission ihren Verbotsbeschluss formell gefällt habe. Dieses werde in den kommenden Wochen erwartet. UPS wolle aber auch ohne TNT Express wachsen, stellte Davis klar. Der Konzern habe die finanzielle Stärke, künftige Gelegenheiten zu ergreifen.

TNT Express reagierte ebenfalls enttäuscht angesichts des Scheiterns der Übernahme. Die Pläne hätten das Management von seinen eigentlichen Aufgaben abgelenkt – denen es sich nun wieder zuwenden wolle, hiess es. Nun sollten neue Massnahmen zur Steigerung der Profitabilität her. Unklar blieb zunächst, wie der US-Konkurrent FedEx auf das Scheitern der UPS-Pläne reagiert. Die Nummer zwei am US-Markt galt in der Vergangenheit als möglicher Käufer von TNT Express.

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