Der überraschende Tod eines erst eine Woche alten Panda-Babys hat in Japan grosse Trauer ausgelöst. Die meisten Fernsehsender unterbrachen ihr Programm, um den Tod des kleinen Bären zu melden. Seine Geburt war als Sensation gefeiert worden, da Pandas in Gefangenschaft nur selten Nachwuchs zeugen.
Das nur 144 Gramm schwere, männliche Panda-Baby sei am Mittwochmorgen an einer Lungenentzündung gestorben, erklärte der Zoo von Tokio auf seiner Internetseite. „Die Pfleger haben es auf dem Rücken liegend auf dem Bauch seiner Mutter Shin Shin entdeckt und gemerkt, dass sein Herz nicht mehr schlug.“ Alle Wiederbelebungsversuche seien vergeblich gewesen.
Zoodirektor Toshimitsu Doi brach während einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz zu dem Tod des Bären in Tränen aus. Dem kleinen Panda sei beim Trinken Milch in die Luftröhre geraten, dies habe die Lungenentzündung ausgelöst, sagte er und fügte hinzu: „Wir sind sehr enttäuscht“.
Traurig und enttäuscht äusserte sich auch Ministerpräsident Yoshihiko Noda. Ganz Japan habe sich darauf gefreut, die Weiterentwicklung des Tieres mitzuverfolgen.
Erstes Panda-Baby in Japan seit 24 Jahren
Der kleine Bär, der noch keinen Namen hatte, war der erste Panda-Nachwuchs im Ueno-Zoo seit 24 Jahren – und der erste überhaupt, der auf natürlichem Weg und nicht durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde.
Das von Katastrophen und Wirtschaftskrisen gebeutelte Land feierte seine Geburt am 5. Juli als freudige Nachricht und grossen Erfolg des einheimischen Fortpflanzungsprogramms. Täglich berichteten die Sender über die Fortschritte des kleinen Panda, ein bekannntes Kaufhaus plante eine „Woche des glücklichen Panda“ mit speziellen Angeboten. Das Projekt wurde am Mittwoch sofort abgesagt.
Leihgabe aus China
Die Eltern des Panda-Babys sind eine Leihgabe aus China. Gegen eine Gebühr von umgerechnet rund 977’000 Franken pro Jahr leben Shin Shin und ihr Partner Ri Ri seit Februar 2011 im Zoo von Tokio, wo sie täglich tausende Neugierige anlocken.
Das chinesische Aussenministerium äusserte sich am Mittwoch ebenfalls betrübt über den Verlust des Nachwuchses. Die für ihre „Panda-Diplomatie“ bekannte Volksrepublik hatte die Geburt des Bären am vergangenen Donnerstag zum Anlass genommen, für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Japan und China zu werben.
Riesenpandas gehören zu den bedrohtesten Tierarten der Erde. Nur 1600 von ihnen leben noch in freier Wildbahn in China, mehr als 300 sind in Zoos und Tierparks untergebracht. Die Tiere sind als notorische Einzelgänger und Sexmuffel bekannt, Nachwuchs in Gefangenschaft ist äusserst selten.