Ab morgen steht Basel wieder im Mittelpunkt der Uhren- und Schmuckbranche: Mehr als 150’000 Besucher werden an der weltweit bedeutendsten Messe „Baselworld“ erwartet. Neben lukrativen Geschäften betreibt die Branche einmal mehr viel Nabelschau.
Die Medienkonferenz für die 4000 angereisten Journalisten liess keine Wünsche offen: Multimedial, vielsprachig und dramaturgisch perfekt durchkomponiert, machte sie am Mittwoch von Beginn an den Anspruch der Messebetreiberin Messe Schweiz (MCH Group) klar.
Und dies nicht ganz unberechtigt: Einst als Nische innerhalb der Basler Mustermesse gestartet, hat sich“Baselworld“ zum Pflichttermin schlechthin in der Uhren- und Schmuckbranche gemausert. Für die MCH-Group ist es der grösste Anlass des Jahres. Standesgemäss wird die Messe von einem Bundesrat eröffnet. In diesem Jahr fällt die Ehre Verteidigungsminister Ueli Maurer zu.
Vertreten ist alles, was Rang und Namen hat: Omega, Longines, Tissot, Breguet, Rolex oder Patek Philippe. Grosse Abwesende ist die Luxus-Gruppe Richemont, die den Besuch an der Genfer Luxusuhrenmesse SIHH von Ende Januar vorgezogen hat.
Schauplatz für Markenpflege
Die grossen Player breiten ihre Stände in der prestigeträchtigen Halle 1 aus. Wer sie betritt, wähnt sich in einer weitläufigen Shoppingmeile: Mehrgeschossige Gebäude, bunte Leuchtreklamen, Edelboutiquen.
Um Besucher anzulocken, scheuen die Aussteller keinen Aufwand. Wenn sich die Branchenführer versammeln, fällt indes Auffallen schwer. Da gehen auch die Stars der Messe etwas unter: Die Uhren sind adrett, aber unauffällig in Schaukästen ausgestellt.
Den enormen Aufwand für das achttägige Spektakels belegen auch die Zahlen: 20’000 Arbeiter haben in den letzten sechs Wochen die 1500 Stände aufgebaut. Es waren 7000 Sattelschlepper notwendig, um die Materialien anzuliefern.
Solide Basis für Zukunft
Die Uhrenbranche könnte ihre Deals natürlich auch an einem nüchternen Tisch machen, doch die Messe ist Schauplatz für Markenpflege. Die Show soll das Image prägen, und Journalisten dieses in die Welt tragen. Baselworld bietet unangefochten den grössten Weltklasse-„Bling-Bling“.
Zu diesem Selbstverständnis passt, dass die Messe sich letztes Jahr ein neues, glitzerndes Kleid gegeben hat. Mit einer riesigen doppelstöckigen Hallen-Passarelle quer über den halben Basler Messeplatz markiert die Baselworld noch mehr Präsenz.
Den 430-Millionen-Franken-Bau entworfen haben die renommierten Basler Architekten Herzog & de Meuron. Messe-Konzernchef René Kamm gab sich dennoch ganz bescheiden: Mit der neuen Halle habe die Baselworld eine solide Basis für die Zukunft gelegt, erklärte er am Mittwoch vor den Medien.
Hälfte des Jahresumsatzes
Trotz allem Spektakel und Glamour geht es an der Messe aber vorwiegend ums Geschäft. Hersteller präsentieren erstmals ihre Produkte und sehen, wie diese in der Branche ankommen. Juweliere und Uhrenhändler entscheiden ihrerseits, wie ihr Sortiment für das laufende Jahr ausschaut.
„Es ist ein Mikrokosmos, in dem sich während einer Woche alle Akteure der Branche treffen“, sagte Baselworld-Direktorin Sylvie Ritter. Die Uhrenbranche erzielt bis zur Hälfte ihrer Umsätze an der achttägigen Veranstaltung. Die Messe dient dabei auch als Formbarometer der Branche.
Heikle Situation nach Zuwanderungsinitiative
Der Fokus verlagere sich dabei dank steigender Kaufkraft immer mehr in den fernen Osten, sagte Ritter weiter. Neben China und Hongkong zählen auch Malaysia und Indonesien zu den Wachstumsmärkten.
Freuen dürfte diese Entwicklung auch die helvetische Uhrenindustrie, deren Exporte zur Hälfte nach Asien gehen. Die hiesige Branche befindet sich nach wie vor in blendender Verfassung. Im letzten Jahr erreichte sie erneut einen Exportrekord. Besonders im mittleren Preissegment verzeichnet die Branche eine deutlichen Anstieg.
Sorgen bereitet der Uhrenindustrie indes die Annahme der Zuwanderungsinitiative. Das Ergebnis bringe die Branche in eine heikle Situation, erklärte Jacques Duchêne, Präsident des Aussteller-Beirats, vor den Medien.
„Wir sind angewiesen auf ausländische Arbeitskräfte.“ Jeder zweite Arbeitnehmer in der Schweizer Uhrenbranche ist Ausländer. Es liege nun an der Regierung, den Volksentscheid umzusetzen.