Mit kämpferischen Worten hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die von prorussischen Rebellen freigelassenen Soldaten empfangen. Er sei froh, dass die Soldaten Neujahr nun «mit ihren Familien und Kampfgefährten» feiern könnten, sagte Poroschenko in Kiew.
Die Separatisten in der Ostukraine und Vertreter der Regierung in Kiew hatten am Freitagabend mit dem bislang umfangreichsten Gefangenenaustausch in dem achtmonatigen Konflikt begonnen. Insgesamt 146 Soldaten und 222 Rebellen wurden nahe der Rebellenhochburg Donezk ausgetauscht.
Die Gefangenen wurden auf einer dunklen Strasse nahe der Ortschaft Kostjantyniwka nördlich von Donezk im Beisein von Vertretern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) freigelassen.
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, die Häftlinge seien in zwei langen Reihen aufgestellt worden. Alle trugen Zivilkleidung, viele hielten grosse Taschen und Plastiktüten mit ihren Habseligkeiten in den Händen. In Zehnergruppen wurden die Gefangenen schliesslich aufgerufen und auf die andere Seite geschickt.
«Ich bin glücklich, dass ich nach Hause zurückkehren und meine Eltern und meine Frau sehen kann», sagte der 28-jährige Soldat Artjom Sjurik. «Sie wissen noch gar nicht, dass ich frei bin.»
Einer der Rebellen, Denis Balbukow, wartete in einem Lastwagen auf seine Rückkehr nach Donezk. Er wolle zu Hause einfach nur etwas Gutes essen und mit seinen Verwandten plaudern, sagte der 21-Jährige. Er zeigte sich aber entschlossen, «in den Kampf zurückzugehen».
Einziges Verhandlungsergebnis
Der Gefangenenaustausch war bei Friedensgesprächen in Minsk vereinbart worden. Nach viermonatiger Pause hatten sich Vertreter der ukrainischen Regierung und der prorussischen Separatisten am Mittwoch erstmals wieder im Beisein der OSZE und einer russischen Delegation zu direkten Gesprächen in der weissrussischen Hauptstadt getroffen.
Der Austausch blieb aber das einzige Ergebnis der Gespräche. Die für Freitag geplante Fortsetzung der Verhandlungen wurde abgesagt. Ob es in den kommenden Tagen ein weiteres Treffen der Kontaktgruppe in Minsk geben wird, war unklar. Darüber gebe es noch «keine Klarheit», sagten Rebellenvertreter. Auch über ein Datum gebe es «keine Informationen».
Vier Soldaten fehlen noch
Die Gefangenschaft habe die Soldaten nicht «gebrochen oder verändert», sagte Poroschenko laut einer Mitteilung des Präsidialamtes, als die freigelassenen Soldaten am frühen Samstagmorgen auf einem Militärflugplatz aus einem Transportflugzeug stiegen. Sie hätten ihre «militärische Moral» aufrechterhalten und damit «die besten Eigenschaften eines ukrainischen Kämpfers» gezeigt.
«Leider» seien aber noch nicht alle Gefangenen zurück, sagte Poroschenko, der den Soldaten zur Begrüssung die Hand gab und sie fest umarmte. Vier weitere Soldaten würden im Laufe des Samstag freigelassen. «Wir werden niemanden zurücklassen», betonte Poroschenko.
Mit der Freilassung der vier ukrainischen Soldaten, die von Separatisten in Lugansk festgehalten werden, sollte der Gefangenenaustausch abgeschlossen werden. Ein Vertreter der selbsternannten «Volksrepublik Lugansk», Wladislaw Deinego, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äussern, wann und wo der Austausch stattfinden sollte.