Über der von prorussischen Milizionären kontrollierten Stadt Slawjansk in der Ostukraine ist am Dienstag ein ukrainisches Militärflugzeug beschossen worden. Das Aufklärungsflugzeug sei nach den Schüssen notgelandet, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit.
Es habe keine Verletzten gegeben. Die Propeller-Maschine vom Typ Antonow An-30 sei durch die Schüsse beschädigt worden, teilte das Ministerium weiter mit. Nach einer umfassenden Überprüfung sei es jedoch wieder voll einsatzfähig.
Slawjansk wird seit mehr als einer Woche vollständig von prorussischen Aufständischen kontrolliert. Der selbsternannte «Bürgermeister» von Slawjansk forderte nach einer tödlichen Schiesserei Friedenstruppen und Waffen von Russland. Bei der Schiesserei waren in der Nacht zum Sonntag mehrere Menschen getötet worden. Prorussische Aktivisten und ukrainische Nationalisten machten sich gegenseitig für die Gewalt verantwortlich.
Hilfsgelder aus Washington
US-Vizepräsident Joe Biden hatte zuvor der prowestlichen Führung demonstrativ den Rücken gestärkt, sagte er bei einem Besuch in Kiew. «Wir wollen Ihr Partner und Freund sein.» Die USA unterstützten den eingeschlagenen Weg der Ukraine.
Das Weisse Haus kündigte parallel zu dem Besuch weitere Hilfen von insgesamt 58 Millionen Dollar an – verglichen mit den Bedürfnissen des Landes und einer früheren Kredit-Garantie über eine Milliarde Dollar eine kleine Summe. Dies sei eine «Anzahlung» an die demokratische Entwicklung des Landes.
Biden forderte die Führung in Kiew zugleich auf, stärker das «Krebsgeschwür der Korruption» zu bekämpfen. Der US-Vizepräsident betonte, die für den 25. Mai geplante Präsidentenwahl sei die wichtigste Abstimmung in der Geschichte der Ex-Sowjetrepublik.
Neue Warnung an Russland
Gleichzeitig warnte er Russland vor noch grösserer internationaler Isolation. «Keine Nation darf ihren Nachbarn drohen, indem sie Truppen an der Grenze zusammenzieht», sagte Biden nach einem Treffen mit dem ukrainischen Regierungschef Arseni Jazenjuk. Moskau müsse aufhören, den prorussischen Maskierten in Uniform beizustehen, die Gebäude besetzen. Moskau weist die Vorwürfe strikt zurück.
Die Zeit laufe ab, warnte Biden weiter. «Mehr provokatives Verhalten wird zu höheren Kosten und grösserer Isolation führen», sagte der US-Vizepräsident. Russland müsse rasche Schritte zur Umsetzung des in Genf vereinbarten Friedensfahrplans unternehmen.
Zu den Beschlüssen gehören die Entwaffnung aller paramilitärischen Gruppen im Land sowie die Räumung besetzter Verwaltungsgebäude und Plätze. Russland fordert, dass auch ultranationalistische und regierungsnahe Gruppen die Waffen abgeben.
Auch auf die neuen Sanktionsdrohungen reagierte Moskau demonstrativ gelassen. «Ich bin sicher, dass wir ihre Auswirkungen minimal halten können», sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew.