Ultraorthodoxe Juden protestieren in Jerusalem gegen Medien

Etwa 1500 ultraorthodoxe Juden haben im Jerusalemer Stadtteil Mea Schearim gegen eine ihrer Meinung nach feindselige Berichterstattung über sie in den Medien protestiert.

Demonstration ultraorthodoxer Juden in Jerusalem (Bild: sda)

Etwa 1500 ultraorthodoxe Juden haben im Jerusalemer Stadtteil Mea Schearim gegen eine ihrer Meinung nach feindselige Berichterstattung über sie in den Medien protestiert.

Um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, trugen einige von ihnen, darunter Kinder, den gelben Judenstern aus der Nazizeit und Anzüge von Insassen der Konzentrationslager während des Holocaust. Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht.

Teilnehmer verglichen Israel mit Nazi-Deutschland. „Was hier (in Israel) passiert, ist genau dasselbe, was in Deutschland passiert ist“, zitierte die Zeitung „Jerusalem Post“ einen Demonstranten. „Wir fühlen uns in Israel wie im Vorkriegsdeutschland“, wurde ein anderer Mann zitiert.

Empörte Reaktionen

Mit diesem Vergleich lösten die Demonstranten empörte Reaktionen aus. Avner Schalev, Leiter der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, sagte dem israelischen Radio am Sonntag: „Dieser Missbrauch des Holocausts ist inakzeptabel und verstösst gegen grundlegende jüdische Werte.“

Schalev verurteilte das Verhalten der Demonstranten scharf. Sie verletzten die Gefühle von Holocaust-Überlebenden und das Gedenken an die Judenvernichtung.

Regierung soll sich nicht einmischen

Die Demonstranten wehrten sich auch gegen die ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Einmischung des Staates in ihren religiösen Lebensstil. Auf Transparenten stand: „Zionisten sind keine Juden“, „Zionismus ist Rassismus“ und „Orthodoxe Juden fordern die Anwesenheit internationaler Einheiten zu ihrem Schutz“. Polizisten wurden als „Nazis“ beschimpft.

Das ursprüngliche Ziel der Demonstration von Männern und Knaben in dem ultraorthodoxen Stadtteil war, gegen die Haftstrafe für ein Mitglied ihrer Gemeinschaft zu protestieren. Diesem war vorgeworfen worden, Angriffe auf einen religiösen Buchladen initiiert zu haben, der den Hardlinern im Stadtteil nicht religiös genug war.

Wie die ultraorthodoxe Nachrichtenseite „Kikar Haschabbat“ berichtete, sollte der Protest aber vor allem der Verurteilung der negativen Berichterstattung in den Medien über die ultraorthodoxen Juden dienen.

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