Umsiedlungen als letzte Massnahme gegen Naturgefahren

Um die Bevölkerung in der Schweiz vor Naturgefahren zu schützen, sind auch Umsiedlungen denkbar. Dies sagte der Abteilungsleiter Gefahrenprävention im Bundesamt für Umwelt (BAFU), Hans Peter Willi, am Samstag.

Lawinenschutz oberhalb von Wengen (Symbolbild) (Bild: sda)

Um die Bevölkerung in der Schweiz vor Naturgefahren zu schützen, sind auch Umsiedlungen denkbar. Dies sagte der Abteilungsleiter Gefahrenprävention im Bundesamt für Umwelt (BAFU), Hans Peter Willi, am Samstag.

Der erste Schritt sei, gefährdete Gebäude mit baulichen Massnahmen zu schützen, sagte Willi in der «Samstagsrundschau» von Schweizer Radio SRF. Sei dies nicht möglich oder zu teuer, sei die Aussiedlung eine Alternative.

Als gelungenes Beispiel bezeichnete Willi ein Umsiedlungsprojekt im italienischen Aostatal. Dort übernehme die öffentliche Hand bis zu 80 Prozent der Kosten – der Hausbesitzer entscheide dann selber, ob er unter diesen Rahmenbedingungen mitmachen wolle.

Welche Gebäude in der Schweiz besonders von Hochwasser, Erdrutschen oder Felsstürzen gefährdet sind, zeigen die kantonalen Gefahrenkarten. Im Mai hatte das BAFU mitgeteilt, dass die Kartierung der Naturgefahren in Schweizer Siedlungsgebieten zu über 90 Prozent abgeschlossen sei. Diese Kartierung ist gemäss Willi eine «wichtige Grundlage».

12 bis 20 Milliarden Franken

Die Gefahrenkarte des Kantons Bern zeigt etwa, dass dort rund 2000 Personen in roten Zonen leben – gemäss Willi sind diese Personen einer erheblichen Gefahr ausgesetzt. Das Problem sei aber nicht nur die Gefährdung des Lebens, sondern auch die Entwertung des Bodens: Land in einer roten Zone sei «kein Bauland mehr», sagte Willi.

Das Ziel müsse sein, dass diese Wertverluste sowie die durch Objektschutzmassnahmen entstehenden Kosten solidarisch getragen würden. Wenn aber jemand «trotz finanzieller Anreize» nichts für den Schutz seines Hauses unternehme, müsse er folgerichtig höhere Kosten tragen.

Laut Willi schätzt der Bund die bis 2030 nötigen Investitionen für Hochwasserschutzmassnahmen auf 12 bis 20 Milliarden Franken. Vor diesem Hintergrund seien die Sparprogramme in den Kantonen besorgniserregend.

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