Drei Jahrzehnte nach dem Sturz der Diktatur haben die Philippiner offenbar einen Präsidenten gewählt, der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wieder einschränken will: Rodrigo Duterte lag nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen bei knapp 40 Prozent.
Damit lag er fast 17 Punkte vor der Zweitplatzierten Grace Poe, wie die Wahlkontrollorganisation PPCRV am Montagabend mitteilte.
Eine einfache Mehrheit reicht für den Sieg. Erste Hochrechnungen zeigten einen deutlichen Vorsprung des Bürgermeisters der Millionenstadt Davao vor der unabhängigen Senatorin und ehemaligen Lehrerin Poe. Manuel Roxas von der regierenden Liberalen Partei folgte dicht dahinter auf Platz drei. Der 71-jährige Duterte sei «nahezu mit Sicherheit der Sieger», sagte der Politologe Ramon Casiple.
Zu den Ankündigungen Dutertes für den Fall seiner Wahl gehörten die Tötung tausender Straftäter und die Abschaffung des Kongresses, sollte dieser seine Politik stören. Er prahlte mit angeblichen sexuellen Leistungen und beschimpfte den Papst als «Hurensohn» – und das im einzigen mehrheitlich katholischen Land Asiens. Dessen ungeachtet hatten ihn Umfragen als klaren Favoriten gesehen.
Zwar war unter dem scheidenden Staatschef Benigno Aquino zuletzt ein stabiles Wachstum zurückgekehrt, auch die Korruptionsbekämpfung kam voran. Doch verbesserten sich die Lebensumstände der Menschen kaum oder gar nicht. Duterte hatte sich ganz darauf konzentriert, den herrschenden Eliten Versagen vorzuwerfen.
Menschenrechtsaktivisten machen sich Sorgen
Menschenrechtsaktivisten warnten für den Fall von Dutertes Sieg vor einer Rückkehr in düstere Zeiten wie unter der Diktatur von Ferdinand Marcos, der 1986 in einem Volksaufstand gestürzt wurde. Duterte steht im Verdacht, als Bürgermeister von Davao Todesschwadronen eingesetzt zu haben.
Während seiner Wahlkampagne gab der für «Recht und Ordnung» einstehende Politiker damit an, dass seit den 80er Jahren in seiner Region 1700 angeblich «Kriminelle» getötet worden seien. Allerdings bestritt er Verbindungen zu den Killerkommandos.
Aquino durfte gemäss der Verfassung nach sechs Jahren im Amt nicht erneut antreten. Bei seiner Schlusskundgebung für den von ihm unterstützten Kandidaten Roxas warnte er vor einer «Rückkehr zum Terror».
Aquinos Mutter Corazón hatte an der Spitze des Aufstands gegen Marcos gestanden und war von 1986 bis 1992 Präsidentin. Sein Vater, der Oppositionspolitiker Benigno Aquino, wurde 1983 ermordet, als er aus dem US-Exil zurückkehrte, um den Kampf gegen Marcos aufzunehmen.
Schon der Wahlkampf war von Gewalt überschattet, die 15 Menschen das Leben kostete. Auch am Wahltag selbst kam es zu Gewalttaten, laut Polizei starben mindestens zwölf Menschen.