Umstrittener Gedenkmarsch für lettische SS-Veteranen in Riga

Mit einem umstrittenen Gedenkmarsch haben lettische Veteranen der Waffen-SS in der Hauptstadt Riga ihrer im Zweiten Weltkrieg getöteten Kameraden gedacht. Etwa 1500 Menschen zogen am Freitag von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt durch die Innenstadt zum Freiheitsdenkmal.

SS-Veteranen versammeln sich in Riga (Bild: sda)

Mit einem umstrittenen Gedenkmarsch haben lettische Veteranen der Waffen-SS in der Hauptstadt Riga ihrer im Zweiten Weltkrieg getöteten Kameraden gedacht. Etwa 1500 Menschen zogen am Freitag von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt durch die Innenstadt zum Freiheitsdenkmal.

Dort legten sie einen Kranz nieder. Nach Angaben der Polizei wurden drei Teilnehmer wegen aggressiven Verhaltens und dem Tragen verbotener Symbole festgenommen. Einige Dutzend Gegendemonstranten protestierten in schwarz-weiss gestreifter Kleidung, die jener von KZ-Häftlingen nachempfunden war.

Ein Gericht hatte die Veranstaltung wie in den Vorjahren erst am Vorabend erlaubt. Die Stadt hatte den Gedenkmarsch wegen Gefahren für die öffentliche Sicherheit zunächst verboten.

Seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 gedenken Veteranen der Lettischen Legion jedes Jahr am 16. März einer Schlacht gegen die Rote Armee 1944, bei der die Legion vergeblich versuchte, den Vormarsch der Sowjettruppen aufzuhalten.

Nazis oder Freiheitskämpfer

Die russische Minderheit und die jüdische Gemeinde kritisieren die Gedenkfeier, da die Lettische Legion Teil der deutschen Waffen-SS war. Die Kritiker sehen in der Aktion eine Verherrlichung des Nationalsozialismus.

Für viele Letten hingegen sind die SS-Veteranen Freiheitskämpfer. Die Veteranen selbst betonen, dass der 1943 gegründete Truppenverband ihre Heimat gegen die erneute Besetzung durch die Russen verteidigte.

Der lettischen SS-Truppe gehörten etwa 140’000 Letten an, die an der Seite Nazi-Deutschlands gegen die Sowjetunion kämpften. Etwa 50’000 wurden dabei getötet.

Die Sowjetunion hatte Lettland 1939 im Zuge des Hitler-Stalin-Pakts besetzt, mit dem Osteuropa zwischen Berlin und Moskau aufgeteilt wurde. Rund 15’000 Letten wurden nach Sibirien deportiert.

Bis zu 85’000 Juden ermordet

Als Nazi-Deutschland 1941 die Sowjetunion überfiel und dabei auch Lettland eroberte, wurde die deutsche Wehrmacht von Teilen der Bevölkerung als Befreier gefeiert.

Die deutschen Besatzer ermordeten jedoch mit Hilfe von Letten 70’000 der 85’000 Juden des Landes. Im Oktober 1944 eroberte die Rote Armee Riga zurück. Bis 1991 blieb Lettland Teil der Sowjetunion.

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