Umweltverbände kritisieren Quecksilbermessungen im Oberwallis

Die Quecksilbermessungen in verschmutzten Gärten zwischen Niedergesteln und Visp seien nicht gründlich genug vorgenommen worden. Dies prangern zwei Umweltverbände an. Sie fordern die Einsetzung eines unabhängigen Fachrates. Die Lonza widerspricht.

Der Grossgrundkanal, in den die Lonza Quecksilber abgeleitet hatte (Bild: sda)

Die Quecksilbermessungen in verschmutzten Gärten zwischen Niedergesteln und Visp seien nicht gründlich genug vorgenommen worden. Dies prangern zwei Umweltverbände an. Sie fordern die Einsetzung eines unabhängigen Fachrates. Die Lonza widerspricht.

Das tatsächliche Ausmass der Quecksilberbelastung sei nicht erfasst worden, teilten der WWF Oberwallis und die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) am Mittwoch mit. Die Chemiefirma Lonza und das von ihr beauftragte Büro BMG hätten in den Gärten bloss Flächen von zehn auf zehn Meter untersucht.

Dabei hätten sie bis in eine Tiefe von 40 Zentimeter gemessen. Nachmessungen von AefU und WWF in einem dieser Gärten hätten jedoch eine höhere Belastung gezeigt. So habe das Institut Forel der Universität Genf auf der gleichen Fläche wie Lonza und BMG Proben genommen, allerdings in einer Tiefe von 60 bis 80 Zentimetern.

Dabei seien 57 Milligramm Quecksilber pro Kilo Erde (mg/kg) gemessen worden, was dem elffachen des gesetzlichen Sanierungswertes von 5 mg/kg entspricht. Auf dem Vorplatz beim Hausausgang in den Garten wurden an der Oberfläche 27 mg/kg Quecksilber gefunden.

Unabhängiger Fachrat

Die AefU und WWF Oberwallis verlangen, dass ein unabhängiger Fachrat Quecksilber eingesetzt wird, der die Untersuchungen künftig organisiert. Die AefU, der WWF und die Anwohnervereinigung IG Quecksilber sollen im Rat Einsitz erhalten.

Die Umweltverbände fordern zudem, dass die Lonza systematische Untersuchungen der Bevölkerung sowie der Umwelt finanziert. Die Quecksilberbelastung zwischen Niedergesteln und Visp wurde 2010 bei Bauarbeiten entdeckt.

Quecksilber stammt von Lonza

Die Altlasten stammen von der Chemiefirma Lonza, die von 1930 bis in die 1970er-Jahre Quecksilber in den Grossgrundkanal ableitete, der an den verschmutzten Grundstücken vorbei fliesst. Bisher wurden 98 Parzellen untersucht, wovon 56 eine leichte bis teilweise starke Quecksilberbelastung aufwiesen.

Die Untersuchungen gehen weiter und sollen Ende 2014 abgeschlossen werden. Die Lonza hatte sich schon im Juni bereit erklärt, die Sanierung von Grundstücken mit einer Belastung ab 2 mg/kg vorfinanzieren zu wollen.

BAFU will Sanierungswert senken

Erst am Dienstag hatte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) vorgeschlagen, den Sanierungswert für Haus- und Familiengärten, Kinderspielplätze und Anlagen, auf denen Kinder regelmässig spielen, von 5 mg/kg auf 2 mg/kg zu senken.

Zwei vom BAFU in Auftrag gegebene Studien ergaben, dass bereits ab 2 mg/kg Quecksilber eine gesundheitliche Gefährdung möglich ist. Der Entwurf der revidierten Altlasten-Verordnung wurde bis am 9. Oktober in die Anhörung gegeben.

Lonza weist Vorwürfe zurück

Die Lonza reagierte am Mittwoch mit einer Medienmitteilung auf die Forderung der Umweltverbände. Man weise die Vorwürfe, die Parzellen nicht flächendeckend und genügend tief untersucht zu haben, entschieden zurück. Die Lonza halte sich strikt an das gesetzlich vorgeschriebene, bewilligte und von den Behörden überwachte Pflichtenheft zur Untersuchung der Quecksilberbelastung.

Parallel dazu lasse die Lonza einen Sanierungsplan erstellen. Bisherige Untersuchungen hätten bereits gezeigt, dass die jetzt von AefU und WWF genannten Parzellen sanierungsbedürftig seien. Wie und wie tief die Parzelle saniert werde, sei derzeit noch offen.

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