«Sanieren ohne verlieren»: Unter diesem Slogan wirbt eine unabhängige Gruppe von Ingenieuren und Experten für die Errichtung eines Autoverlads während der Sanierung des Gotthard-Strassentunnels.
Zeit und Geld könnten mit einem Verlad gespart werden, machte die Gruppe am Donnerstag in Bern vor den Medien geltend. Autozüge mit Personenwagen könnten durch den alten Bahntunnel verkehren, Züge mit Lastwagen durch den neuen Basistunnel. Fahrassistenz-Systeme an den Autos – etwa für das Einhalten eines Mindestabstandes – könnten die Sicherheit im Tunnel mit Gegenverkehr erhöhen.
Die Gruppierung kritisiert, dass nach dem Parlamentsentscheid für den zweiten Strassentunnel alle Alternativen fallen gelassen worden seien. Der Verlad stünde zehn Jahre früher bereit als der zweite Tunnel, macht sie dabei geltend. Und auf lange Sicht wäre der Verkehr mit einem Verlad sicherer.
1,8 Milliarden Franken sparen
Kosten würde der Autoverlad laut der Expertengruppe rund eine Milliarde Franken, also rund 1,8 Milliarden Franken weniger als die Variante mit zweitem Tunnel. Das Parlament beschloss indes bereits vor einem Jahr, die Sperrung der 1980 eröffneten Tunnelröhre für die Sanierung mit einer zweiten Röhre zu überbrücken.
Varianten verglichen hat auch der Bund. Die Kosten für die Sanierung mit zweitem Tunnel belaufen sich laut Bundesrat auf 2,8 Milliarden Franken. Die Sanierung des Tunnels und dem Bau und Betrieb eines Autoverlads als Überbrückung würde – abhängig von der Dauer der Sperrung des bestehenden Tunnels – deutlich weniger kosten.
Das Bundesamt für Strassen hat in einem 2014 bekannt gewordenen Bericht zudem die Kosten für die Varianten Verlad und zweite Röhre bis 2090 verglichen. Eine zweite Röhre käme demnach auf bis zu 5 Milliarden Franken zu stehen, die Lösung mit Autoverlad auf maximal 3,6 Milliarden.
Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hielt dazu fest, dass bei der kurzfristigen, statischen Berechnung die zweite Röhre 67 bis 93 Prozent teurer sei als die Autoverlad-Variante. Bei der langfristigen, dynamischen Betrachtung sinke diese Differenz auf 41 bis 52 Prozent. Der Bundesrat erachte die Variante mit zweitem Strassentunnel zudem als nachhaltiger.
Gemäss Umfrage mehrheitsfähig
Mit der Frage, ob ein zweiter Strassentunnel in den Gotthard geschlagen werden soll, wird sich das Stimmvolk befassen. Gegen den Bau des Sanierungstunnels haben SP, Grüne und GLP sowie über 50 nationale, regionale und lokale Organisationen das Referendum ergriffen. Abgestimmt wird erst nach den eidgenössischen Wahlen.
Der Bau eines zweiten Autobahntunnels durch den Gotthard war im vergangenen Juli mehrheitsfähig: Laut einer Umfrage sprachen sich 70,8 Prozent für die zweite Röhre aus, nach deren Fertigstellung der bestehende Tunnel geschlossen und saniert werden könnte. 21,5 Prozent der Befragten sagten Nein, und 7,7 Prozent waren unschlüssig.