Von all den Massnahmen, die die kantonalen Polizeidirektoren auf die Fussball- und Eishockey-Fans des Landes loslassen wollen, schafft es eine in die Titel: das Alkoholverbot bei Hochrisikospielen. Wirklich, liebe Kollegen?
Irgendwann wurde mir mal eingebläut, bei einer News-Geschichte müsse der wichtigste Punkt des beschriebenen Themas im Titel vorkommen. Ich glaube, daran hat sich auch mit der digitalen Medienrevolution nur wenig geändert. Darum bin ich etwas erstaunt, wenn ich einen Tag nach der Vorstellung des neuesten Konkordats der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) die Überschriften der Schweizer Medien lese.
«Kein Alkohol an Hochrisikospielen» titeln der «Tagesanzeiger» auf der Front und Radio DRS auf der Website unisono (wohl von der Agentur SDA «inspiriert». die auch auf unserer Website ihr Wesen treibt). «Bier solls nur noch für VIPs geben», weiss die BaZ, «Alkoholverbot bei Risikospielen» lautet der Fronttitel der «bz Basel», die NZZ schreibt: «Alkohol nur noch im VIP-Bereich». Und der «Steilpass-Blog» des Newsnetz’ fragt bang: «Eine Stadionwurst ohne Bier?»
Intimkontrolle versus Bierverbot
Da wird also eine flächendeckende Ausweiskontrolle beim Eingang von Fussball- und Eishockeystadien vorgeschlagen. Zuschauerinnen und Zuschauer soll der Anreiseweg an Auswärtsspiele vorgeschrieben werden. Wer verdächtigt wird, verbotene Gegenstände in ein Stadion schmuggeln zu wollen, wird vielleicht einer hochnotpeinlichen Intimkontrolle durch medizinisches Personal (sic!) unterzogen. Und, und, und.
Und das Wichtigste soll sein, dass bei Hochrisikospielen KEIN ALKOHOL MEHR AUSGESCHENKT WERDEN DARF? So, wie das bei jedem Europa-League-Erstrunden-Qualifikationsspiel zwischen Schiessmichtot Achantschkala und RotorHelikoptor Hindavik bereits seit Jahren der Fall ist?
Ich habe da ja eine etwas gemeine Theorie, wie es zu diesen Titeln gekommen ist: Ist ja ein etwas komplexes Thema das Ganze. Irgendwie geht es um ein Abwägen zwischen öffentlichem Sicherheitsbedürfnis und der Freiheit des Individuums. Um die Verhältnismässigkeit repressiver Massnahmen. Um die Frage, wie weit Polizeiarbeit service public ist. Und ein ganz kleines bisschen auch um Alkohol.
Da entscheidet sich der Pressemensch offenbar gerne für jenes Thema, bei dem er sich persönlich betroffen fühlt.
In diesem Sinne: Prosit!