Wenige Tage vor der wichtigen zweiten Vorwahl im US-Präsidentschaftsrennen sind die «Underdogs» im republikanischen Bewerberfeld in die Offensive gegangen.
In einer TV-Debatte am Samstagabend in Manchester (New Hampshire) lieferten sich Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush und der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, teils heftige Schlagabtausche mit dem derzeitigen Spitzenreiter Donald Trump und dem zunehmend aussichtsreichen Senator Marco Rubio.
So hielt Christie dem erst 44-jährigen Rubio vor, er habe nicht das Zeug für das höchste Amt, niemals für eine wirklich wichtige Entscheidung geradestehen müssen und sondere in erster Linie auswendig gelernte «25-Sekunden»-Kurzstatements ab. Bei vielen Abstimmungen im Senat habe Rubio zudem gefehlt: «Das ist nicht Führungskraft. Das ist Schwänzerei.»
Auch Bush stellte die Fähigkeit von Rubio, Cruz und Trump für das Weisse Haus in Frage. «Führungsstärke muss man lernen, und man lernt es, indem man es macht», sagte der Sohn und Bruder zweier Ex-Präsidenten. Zudem nahm er sich Multimilliardär Trump vor, warf ihm unter anderem herzlose Praktiken als Unternehmer vor. «Wie stark ist es, einer alten Frau den Grundbesitz wegzunehmen?» konterte er, als Trump ihm vorhielt, er versuche, sich als «starker Mann» zu profilieren.
Bislang stärkste Leistung
Für Bush und Christie geht es nach ihrem äusserst schlechten Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa nun am Dienstag in New Hampshire ums politische Überleben. Kommentatoren bescheinigten ihnen sowie dem Gouverneur von Ohio, John Kasich, bei der TV-Debatte am Samstagabend ihre bisher stärkste Leistung im Fernsehen.
Trump geht als Favorit in die Vorwahl in New Hampshire, ist aber nach seiner Niederlage gegen den erzkonservativen texanischen Senator Ted Cruz in Iowa angeschlagen. Rubio hat wachsende Aussichten, sich als Alternative zu Trump und Cruz zu positionieren, die beide vom Partei-Establishment abgelehnt werden.
Der vom Fernsehsender ABC veranstalteten Debatte am St. Anselm College in Manchester waren auch der jüngste nordkoreanische Raketentest Thema sowie die Foltermethode des Waterboarding Thema.
Waterboarding wieder einführen
Im Anti-Terror-Kampf wählte Trump markige Worte. «Ich würde Waterboarding zurückbringen, und ich würde höllisch Schlimmeres als Waterboarding zurückbringen», sagte der Milliardär über die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingesetzte Verhörtechnik, bei der das Ertrinken simuliert wird. Präsident Barack Obama hatte die von Menschenrechtsgruppen als Folter eingestufte Methode verboten.
Cruz erklärte, er würde in Notfällen, wenn es etwa um die Verhinderung einer unmittelbar drohenden Terrorattacke gehe, ebenfalls «offen» für das Waterboarding von Terrorverdächtigen sein. Jeb Bush sagte dagegen, er würde an dem von Obama verkündeten Verbot nicht rütteln. «Ich denke, es ist angemessen, wo wir jetzt stehen.»
An der Debatte am Samstagabend nahm auch der frühere Neurochirurg Ben Carson teil. Nicht eingeladen wurden wegen ihrer niedrigen Umfragewerte die Ex-Managerin Carly Fiorina und Virginias Ex-Gouverneur Jim Gilmore.