Unfälle ereignen sich laut Lokführerverband wegen Personaleinsparungen

Nach dem Zugunglück im Waadtland kritisiert der Präsident des Lokomotivführerverbands, dass heute die «gesamte Verantwortung» auf den Lokführern laste. Die Bahn habe im Regionalverkehr vom 4-Augen-Prinzip auf das 2-Augen-Prinzip umgestellt, ohne die Sicherheitstechnik anzupassen.

Ein unbedienter Bahnhof im Kanton Zürich (Symbolbild) (Bild: sda)

Nach dem Zugunglück im Waadtland kritisiert der Präsident des Lokomotivführerverbands, dass heute die «gesamte Verantwortung» auf den Lokführern laste. Die Bahn habe im Regionalverkehr vom 4-Augen-Prinzip auf das 2-Augen-Prinzip umgestellt, ohne die Sicherheitstechnik anzupassen.

Hubert Giger, der Präsident des Schweizer Lokomotivführerverbands (VSLF), erhebt schwere Vorwürfe gegen die SBB. Früher hätten Kondukteure oder Bahnhofvorstände den Befehl zur Abfahrt gegeben. Heute sei der Lokführer bei 70 Prozent aller Züge auf den S-Bahn- und Regionalstrecken allein. «Das rächt sich mit solch tragischen Unfällen», sagt Giger im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag».

Zudem kritisiert Giger die «recht chaotische» Umstellung auf das Zugbeeinflussungssystem ZUB. Die SBB hätte systematisch Strecken überprüfen und mit dem ZUB ausrüsten müssen, bevor sie Kondukteure und Bahnvorstände abschafft. «Dann wäre die Sicherheit um einiges grösser».

ETCS-2 «zu komplex»

Zwar sei das neue Signalisationssystem ETCS-1 sicher der richtige Weg. Aber es dauere zu lange, bis dieses flächendeckend installiert sei. Die Vollversion ETCS-2 hingegen sei wohl nur für Hochgeschwindigkeitszüge das Richtige. «Für klassische Strecken sind wir skeptisch.»

Dieses System werde inklusive Folgekosten Milliarden verschlingen, die Sicherheit aber nicht merklich erhöhen, sagte Giger weiter. Zudem sei es zu ETCS-2 «zu komplex» und tauge nicht für den Normalbetrieb.

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