Vier Jahre nach dem schweren Raserunfall im bernischen Täuffelen hat der Prozess gegen zwei junge Schweizer begonnen. Die Staatsanwaltschaft macht sie für den Tod eines Familienvaters verantwortlich.
Die beiden 22-jährigen Männer sind unter anderem wegen vorsätzlicher Tötung angeklagt. Sie sollen sich am Bielersee ein Rennen mit ihren Autos geliefert haben.
Die Beschuldigten wiesen diesen Vorwurf am Montag vor dem Regionalgericht in Biel zurück. Der Unfallverursacher gab an, er könne sich an nichts erinnern. Das Ganze tue ihm «unglaublich leid». Sein Kollege äusserte ebenfalls Bedauern, wies aber eine Mitschuld am Unfall von sich.
Klar ist, dass der Unfallverursacher innerorts mit 93 bis 100 km/h unterwegs war, als er die Kontrolle über seinen BMW verlor. Das geht aus einem technischen Gutachten hervor, das die Staatsanwaltschaft erstellen liess. Ein Familienvater auf dem Trottoir wurde vom Auto erfasst und meterweit weggeschleudert.
Der Mann, von Beruf Polizist, starb noch auf der Unfallstelle. Zum Teil schwer verletzt wurden seine Ehefrau, der 16 Monate alte Sohn und ein korrekt entgegenkommender Autofahrer. Die fünfjährige Tochter der Familie blieb unversehrt.
«Auf der Strasse dumm getan»
Der Unfallverursacher stammt aus der Nachbargemeinde Hagneck. Er war ein 18-jähriger Junglenker, als er und sein bester Freund am Samstag des 17. Dezember 2011 vereinbarten, mit ihren Autos nach Biel zu fahren.
Auf der zwei Kilometer langen Strecke nach Täuffelen fuhr der nachmalige Unfallverursacher zuerst hinter dem Kollegen her, soll aber versucht haben, ihn zu überholen. Der Freund gab an, er habe zuerst Anstalten gemacht, das zu verhindern.
Ein Rennen seien sie aber nicht gefahren. Sie hätten einfach «auf der Strasse dumm getan», betonte der Mann mehrmals.
In Täuffelen habe er sich dann überholen lassen. Zu diesem Zeitpunkt sei er bloss etwa 55 km/h schnell gefahren und nicht 70 km/h, wie er früher angegeben hatte. Warum der Freund kurz darauf fast 100 km/h schnell unterwegs war, könne er sich nicht erklären.
Der Unfall tue ihm sehr leid, beteuerte der Mann. Sein Beileid ausgesprochen habe er den Angehörigen aber nicht. Er habe befürchtet, man könne ihm dies als Eingeständnis einer Mitschuld auslegen. Dabei sei es gar nicht in seiner Macht gestanden, den Kollegen an seiner Fahrweise zu hindern.
Im Spital aufgewacht
Der Unfallverursacher gab an, er könne sich an nichts erinnern. Erst im Berner Inselspital sei er wieder aufgewacht «und meine Mutter hat mir erzählt, was passiert ist». Tausendmal habe er sich gefragt, wie es so weit habe kommen können. «Doch ich komme auf keinen grünen Zweig.» Er könne sich das alles einfach nicht erklären.
«Es tut mir unglaublich leid, was passiert ist», sagte der Mann unter Tränen. «Ich bereue es jeden Tag. Es tut mir so leid für die Ehefrau und für die zwei Kinder, die ohne ihren Vater aufwachsen müssen.»
Den Unfall habe er bis heute nicht überwunden. Nach wie vor sei er in psychologischer Betreuung. «Autofahren interessiert mich nicht mehr, dazu bin ich nicht in der Lage.»
Der Prozess wird am Dienstag mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt. Die Plädoyers sollen am Mittwoch beginnen, das Urteil wird am kommenden Montag (14. Dezember) erwartet.