Die seit Jahren angeschlagene ungarische Fluggesellschaft Malev hat am Freitag ihren Betrieb eingestellt. Nach dem Subventionsverbot der EU-Kommission waren die Geldquellen der Airline versiegt. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich lange Schlangen.
Die wirtschaftliche Lage des staatlichen Unternehmens sei „unhaltbar“ geworden, begründete Malev-Generaldirektor Lorant Limburger auf der Internetseite des staatlichen Unternehmens den Schritt.
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban erklärte im Radio, seine Regierung strebe einen Neustart der Airline an. Die Budapester Regierung hatte bereits am Montag Konkursschutz über die Malev verhängt.
Aus nach 66 Jahren
Meldungen über den nahenden Konkurs hätten die Liquiditätsschwierigkeiten der Malev verschärft, erklärte Limburger. Lieferanten hätten „von einem Tag auf den anderen“ auf Voraus-Inkasso bestanden.
Die Direktion des Unternehmers habe entschieden, den Betrieb einzustellen. „In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 6.00 Uhr, nach 66-jährigem fortwährenden Betrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf“, heisst es in der Stellungnahme.
Das Grounding führte dazu, dass auch die beiden für Freitag vorgesehenen Verbindungen von Budapest nach Zürich und zurück gestrichen wurden, wie eine Flughafensprecherin sagte. Zuletzt flog Malev pro Woche 9 Mal zwischen diesen Städten hin und her. Betroffene Passagiere konnten Tickets der Swiss kaufen, die drei Mal täglich nach Budapest fliegt.
Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur MTI verhielten sich die Wartenden ruhig und gefasst.
Orban sieht Chancen für Neustart
Die ungarische Regierung hatte bereits am Dienstag einen Fonds im Wert von 2 Mrd. Forint (8,2 Mio. Franken) für die Entschädigung von gestrandeten Malev-Passagieren eingerichtet. Der ungarische Ministerpräsident Orban erklärte in seinem wöchentlichen Radio-Interview am Freitagmorgen: „Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können.“ Einzelheiten nannte er nicht.
„Zu einer Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts gehört eine gut funktionierende, nationale Fluggesellschaft“, sagte er lediglich. Für die Malev würden allerdings „die Investoren nicht Schlange stehen“.
Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten gekämpft. Kritisch wurde die Lage Anfang des Jahres. Die EU-Kommission hatte entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung der Malev geflossen waren. Seiter stellte die Regierung jegliche Hilfe an die Malev ein.
Die Airline beschäftigt 2600 Mitarbeiter. Sie transportiert jährlich rund 3 Millionen Passagiere. Nach der demokratischen Wende vor 22 Jahren wurde sie zweimal privatisiert und wieder verstaatlicht. Sie sorgt für 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Zuletzt hatte die Malev Schulden von 74,6 Mrd. Forint angehäuft.