Ungarns Präsident Schmitt unter Plagiatsverdacht

Der ungarische Staatspräsident Pal Schmitt ist unter Plagiatsverdacht geraten: Der Politiker soll seine 1992 eingereichte Doktorarbeit zum Thema Olympische Spiele in der Neuzeit zum Grossteil aus einem Werk des bulgarischen Sportwissenschaftlers Nikolaj Georgijew abgeschrieben haben.

Der ungarische Präsident Pal Schmitt (Bild: sda)

Der ungarische Staatspräsident Pal Schmitt ist unter Plagiatsverdacht geraten: Der Politiker soll seine 1992 eingereichte Doktorarbeit zum Thema Olympische Spiele in der Neuzeit zum Grossteil aus einem Werk des bulgarischen Sportwissenschaftlers Nikolaj Georgijew abgeschrieben haben.

Dies berichtete die Wochenzeitung „HVG“ am Mittwoch auf ihrer Internet-Seite. Schmitt habe 180 von 250 Seiten seiner Arbeit aus der auf Französisch verfassten Studie des Bulgaren „Wort für Wort übersetzt und übernommen“, heisst es in dem Bericht. Die Quelle sei kein einziges Mal ausgewiesen und zitiert worden.

Das Staatspräsidenten-Amt wies die Vorwürfe entschieden zurück. Schmitts Arbeit sei von „Geschichtsprofessoren begutachtet und mit (der Höchstnote) ’summa cum laude‘ bewertet“ worden, hiess es in der Erklärung, die am Mittwochabend über die Nachrichtenagentur MTI veröffentlicht wurde.

Als langjähriges Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) habe Schmitt den 2005 verstorbenen Georgijew „gut gekannt“. Beide hätten in ihren Arbeiten Protokolle des IOC als Quelle verwendet.

Schmitt, seit 2010 im Amt, gilt als Gefolgsmann des rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Bereits während der Zeit des Kommunismus war er hoher Sportfunktionär und IOC-Mitglied gewesen. Zeitweise hatte er in dieser Zeit im Rang eines Vize-Ministers gestanden.

Von 2003 bis 2007 und 2009 bis 2010 war Schmitt einer der Vize-Vorsitzenden der heutigen Regierungspartei Fidesz (Bund Junger Demokraten). In den 1990er-Jahren war er auch als Botschafter Ungarns in Madrid und Bern tätig.

Seine Dissertation mit dem Titel „Analyse der Programme der neuzeitlichen olympischen Spiele“ reichte Schmitt 1992 an der Budapester Sport-Universität ein. Wie die „HVG“-Reporter herausfanden, benutzte er die auf Schreibmaschine geschriebene Originalversion des Werkes Georgijews aus dem Jahr 1987, die auch heute noch in der Bibliothek des Olympischen Museums in Lausanne vorliegt.

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