Ein KZ-Film aus ungewöhnlicher Perspektive sorgt für Diskussionen. In Hollywood gibt es den Auslands-Oscar für «Son of Saul».
Mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film hat die Filmakademie den aus ungewöhnlicher Perspektive erzählten KZ-Film «Son of Saul» des ungarischen Regisseurs László Nemes (39) ausgezeichnet.
Das Drama ist im einstigen deutschen Vernichtungslager Auschwitz angesiedelt, schildert aber nicht vorrangig die Gräuel rund um die Gaskammern, sondern stellt die Geschichte des Insassen Saul in den Mittelpunkt, der verzweifelt versucht, seinen Sohn beerdigen zu lassen.
Der Film war im vergangenen Jahr beim Filmfest in Cannes vorgestellt worden und hatte zu hitzigen Diskussionen geführt. Saul arbeitet im Sondereinsatzkommando an den Gaskammern, sortiert die Kleidung, schleppt die Leichen zu den Öfen, schaufelt die Asche in einen See.
Das alles filmt Nemes aber meist sehr unscharf; denn sein Fokus liegt auf Saul. Die Kamera ist immer nah an ihm dran, rennt mit ihm durch das Lager, die Baracken, stets auf der Suche nach einem Rabbi für die Beerdigung.
«Son of Saul» ist der Debütfilm von Nemes, der einst Assistent bei Regielegende Béla Tarr war. Das Werk wurde in Cannes mit dem Grossen Preis der Jury ausgezeichnet und gewann bereits den Golden Globe als bester nicht-englischsprachiger Film. Am 17. März kommt das Drama in die Deutschschweizer Kinos.