Angesichts mutmasslicher Fälle von Folter durch die haitianische Polizei ist am Dienstag das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte aktiv geworden: Das UNHCR forderte die Behörden des Karibikstaats zum Handeln auf.
In einer Mitteilung rief das UNHCHR die haitianische Regierung auf, „umgehend gründliche und unparteiische Untersuchungen“ wegen des illegalen Einsatzes von Gewalt durch die Polizei vorzunehmen. Mehrere Beamte der nationalen Polizei stünden im Verdacht, in „aussergerichtliche oder willkürliche Hinrichtungen und Folter“ verwickelt zu sein.
Ermittlungen des UNHCHR und der UNO-Mission in Haiti hätten ergeben, dass zwischen Oktober 2010 und Juni 2011 im Grossraum der Hauptstadt Port-au-Prince rund 20 Polizeibeamte in den Tod von neun Haitianern verwickelt gewesen seien.
In der Mitteilung wird insbesondere ein Fall erwähnt: In einem Polizeikommissariat von Port-au-Prince soll ein 44-Jähriger in Anwesenheit hoher Justizbeamter zu Tode geprügelt worden sein. Ein anderer Mann sei während der Untersuchungshaft gestorben, da mehrere Polizisten ihn mit Steinen oder einer Eisenstange geschlagen hätten.
Auch positive Aspekte
Positiv vermerkte die UNO, dass es in der Mehrzahl der Fälle zu Untersuchungen gekommen sei und ein Gerichtsangehöriger den Tatort inspiziert habe. In einigen Fällen seien Ermittlungen eingeleitet und Polizisten festgenommen worden.
Jedoch sei bislang kein Beamter zur Verantwortung gezogen worden. Einige hätten ihre Arbeit schon vor Abschluss der Ermittlungen wieder aufgenommen. Auch seien Autopsien an den Leichen entweder nicht systematisch vorgenommen oder in den Ermittlungen nicht erwähnt worden. Zudem würden sich Augenzeugen fürchten, Aussagen zu machen.