Erneut könnte ein Mitglied der deutschen Regierung wegen Plagiat-Vorwürfen seinen Doktortitel verlieren. Die Universität hat ein entsprechendes Verfahren gegen die Bildungsministerin Annette Schavan eröffnet.
Das kündigte der Vorsitzende des zuständigen Fakultätsrats, Professor Bruno Bleckmann, am Dienstag in Düsseldorf an. Das Gremium folgte damit der Empfehlung der Promotionskommission. Diese hatte als Vorinstanz die Dissertation aus dem Jahr 1980 geprüft.
Der 15-köpfige Fakultätsrat habe sich in geheimer Abstimmung mit 14 Ja-Stimmen und einer Enthaltung für die Einleitung des Hauptverfahrens ausgesprochen, sagte Bleckmann, der das Verfahren als „ergebnisoffen“ bezeichnete. Für den 5. Februar sei eine weitere Sitzung des Fakultätsrats angesetzt.
Die Plagiat-Vorwürfe waren Ende April 2012 anonym auf einer Internetplattform erhoben worden. Schavan habe demnach Teile ihrer Doktorarbeit abgeschrieben und dies ungenügend kenntlich gemacht.
Die CDU-Politikerin will auch im Fall eines Aberkennungsverfahrens im September 2013 wieder für den Bundestag kandidieren. Sie ist eine enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel und führt ihr Ressort seit dem Beginn von Merkels Kanzlerschaft 2005.
In Deutschland haben Plagiat-Vorwürfe in den vergangenen Jahren schon so manchen Politiker in Bedrängnis gebracht. Prominentester Fall ist der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der am 1. März 2011 zurücktrat. Auch der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin wurde der Doktortitel aberkannt.