Die Universität Zürich will nun doch nicht, dass Medien über die Sammlung des Medizinhistorischen Museums berichten. Entgegen einer Ankündigung vom 1. Juni dürfen interessierte Zürcher Politikerinnen und Politiker sowie Medienschaffende die Sammlung nur ansehen.
Der Rektor der Universität Zürich, Michael Hengartner, begründet das Zurückkrebsen mit dem grossen Medieninteresse. Ziel sei gewesen, die Diskussion um den Zustand der Sammlung ein für alle Mal zu erledigen, sagte Hengartner im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Samstag.
«Ich wollte einen Schlussstrich unter diese Geschichte ziehen und die Spekulationen beenden. Aufgrund der zahlreichen Rückmeldungen merkten wir, dass wir dieses Ziel nicht erreichen werden.»
Achtung der Menschenwürde
Hinzu komme, dass die Medien an menschlichen Präparaten interessiert seien – Objekte, die aus ethischer Sicht am heikelsten seien. Diese könnten nicht gezeigt werden, weil dadurch die Menschenwürde verletzt würde.
Da aber die Universität zugesichert habe, die Sammlung den interessierten Kantonsräten und Medien zu zeigen, wolle sie das Versprechen einlösen. «Allerdings ohne, dass darüber berichtet wird.»
Eine Berichterstattung sei nicht mehr nötig, weil im Bericht der kantonsrätlichen Aufsichtskommission für Bildung und Gesundheit (ABG), der an Pfingsten publik wurde, der schlechte Zustand der Sammlung des Medizinhistorischen Museums öffentlich gemacht worden sei. Danach habe sich eine Führung erübrigt, sagte Hengartner.
«Kritischer Zustand»
Die Aufsichtskommission nimmt in ihrem Bericht zwar keine abschliessende Beurteilung vor. Sie hält aber fest: «Die Objektsammlung befindet sich ohne Zweifel in einem kritischen Zustand. Dies musste auch Professor Mörgeli als Kurator klar gewesen sein. Warum er während seiner langjährigen Tätigkeit weder zusätzliche personelle noch finanzielle Mittel eingefordert hat, um diese Mängel zu beheben, ist aus Sicht der ABG nicht nachvollziehbar.»
Die ABG stellt sich zudem die Frage, ob Mörgeli gerade in den letzten Jahren neben seiner Tätigkeit als eidgenössischer Parlamentarier «genügend Zeit und Kraft für seine Arbeit aufwenden konnte».
Hengartner selbst beschreibt den Zustand der medizinhistorischen Sammlung als «zum Teil chaotisch», viele Objekte seien nicht inventarisiert, was den Wert der Sammlung enorm mindere.
Neuausrichtung von Institut und Museum
Anfang Mai hat die Universität bekanntgegeben, das Medizinhistorische Museum und die Objektsammlung dem Institut für Evolutionäre Medizin anzugliedern.
Das Museum soll neu Medizinmuseum heissen, allen medizinischen Fachgebieten offen stehen und einer breiteren Öffentlichkeit wissenschaftliche Entwicklungen näher bringen. Die rund 100’000 Objekte umfassende Sammlung soll für eine Million Franken saniert und vollständig digitalisiert werden.
Zurzeit ist das Museum geschlossen. Dies dürfte so bleiben, bis das künftige Betriebskonzept steht. Dies kann gemäss Uni noch Jahre dauern.