Im Zuge der Affäre Mörgeli ordnet die Universität Zürich zwei Bereiche der medizinischen Fakultät neu: Sie verbindet das Institut für Biomedizinische Ethik und den Lehrstuhl für Medizingeschichte zu einem Zentrum für Medical Humanities.
Ausserdem wird die Evolutionäre Medizin aufgewertet, wie die Universitätsleitung am Dienstag vor den Medien bekanntgab. Für das Medizinhistorische Museum und Institut, wo SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli bis zu seiner Entlassung als Kurator und Konservator angestellt war, bedeutet dies die Auflösung in der bisherigen Form.
Für die Universität Zürich (UZH) selbst erwartet Rektor Michael Hengartner von der neuen Lösung «einen hohen Mehrwert in Forschung und Lehre». Das Fachgebiet Medical Humanities befasst sich mit den gesellschaftlichen und ethischen Problemstellungen der modernen Medizin. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz in Forschung und Lehre folge die UZH einem internationalen Trend, hiess es.
Aufteilungen von Institut und Museum
Die Bildung des Zentrums für Medical Humanities und die Aufwertung der Evolutionären Medizin zu einem eigenen Institut erfolgt durch die Aufteilung des bisherigen Medizinhistorischen Instituts und Museums. Der bisherige Leiter von Institut und Museum und Christoph Mörgelis ehemaliger Vorgesetzter, Flurin Condrau, wird im Zentrum für Medical Humanities den Lehrstuhl für Medizingeschichte führen.
Condrau ist also nicht mehr Vorsteher eines Instituts. Er begrüsst jedoch die neue Lösung und freut sich, aktuelle Themen der Medizingeschichte in Zürich aufgreifen zu können, wie er vor den Medien sagte. Mörgeli wollte zur neusten Entwicklung keine Stellung nehmen.
Die Universitätsleitung will die Neustrukturierung nicht als eine Degradierung Condraus verstanden wissen. Wichtig ist laut Rektor Michael Hengartner, dass Condrau, «ein hervorragender Wissenschaftler», die Medizingeschichte an der Uni Zürich stärken kann.
Die Leitung des Zentrums hat Nikola Biller-Andorno, die dem Institut für Biomedizinische Ethik vorsteht. Dieses wird – wie auch das Archiv und die Bibliothek des bisherigen Medizinhistorischen Institutes – in das neue Zentrum eingegliedert.
Die Leitung des neuen Instituts für Evolutionäre Medizin übernimmt Frank Rühli, der bereits dem Zentrum für Evolutionäre Medizin vorstand. Das Medizinhistorische Museum und die Objektsammlung werden dem neuen Institut für Evolutionäre Medizin angegliedert.
Neuer Name für Museum
Das Museum soll neu Medizinmuseum heissen, allen medizinischen Fachgebieten offen stehen und einer breiteren Öffentlichkeit wissenschaftliche Entwicklungen näher bringen. Die Objektsammlung soll für eine Million Franken saniert und vollständig digitalisiert werden.
Zurzeit ist das Museum geschlossen. Dies dürfte so bleiben, bis das künftige Betriebskonzept steht. Dies kann noch Jahre dauern, wie Felix Althaus, Delegierter der Universitätsleitung für die Museen, sagte.
Die anderen Neuerungen werden auf das Herbstsemester 2014 umgesetzt werden. Dieses beginnt am 1. August.
Lange Vorgeschichte
Bereits im vergangenen Dezember hatte die Uni eine Neupositionierung des Medizinhistorischen Museums und Instituts angekündigt. Die beiden waren im Herbst 2012 in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten. Damals kam – durch einen Medienbericht angestossen – die Affäre Mörgeli ins Rollen.
Mörgelis damaliger Vorgesetzter, Flurin Condrau, hatte dessen Arbeit als Konservator des Museums und Verantwortlicher für die Objektsammlung als ungenügend beurteilt. Die UZH verfügte die Amts-Einstellung des Kurators.
Ende März 2013 folgte Mörgelis Kündigung. Den Titel Titularprofessor konnte er jedoch behalten. Damit ist er berechtigt, auf Einladung der Fakultät Vorlesungen zu halten.
Im Raum stehen immer noch gegenseitige Anschuldigungen, Beschwerden und Rekurse. Condraus Stellvertreterin Iris Ritzmann wurde ebenfalls entlassen. Es sind mehrere Anklagen hängig in diesem Fall. Auch der damalige Uni-Rektor Andreas Fischer war im Zuge der Affäre kurz vor seiner ordentlichen Pensionierung zurückgetreten.